Gelsenkirchen-Beckhausen. Marvin Lengk aus Gelsenkirchen-Beckhausen arbeitete mit seinem Team vier Monate an einem Halloween-Spektakel. Jetzt gibt’s Schauriges zu erleben.
Vorhang auf für ein kleines bisschen Horrorschau: Gestatten – „das hier ist unsere Else“. Schon rollt dem Besucher ein skelettierter Geist im Rollstuhl entgegen, mit rotglühenden Augen und ohne Unterleib. Die außergewöhnliche Dame begrüßt die Gäste in der „Psychoklinik“ der „Halloween-Horror-Zone“. Die hat Privatmann Marvin Lengk zum zweiten Mal gestaltet. Und wäre es nicht zuweilen etwas unpassend angesichts abgeschlagener Hände und Füße, dann könnte man fast sagen, der Beckhausener (23) habe vier Monate liebevoll daran gearbeitet.
Andere das Gruseln zu lehren, das ist die Leidenschaft des gelernten Konditors. Im vergangenen Jahr gestaltete er erstmals seinen Garten entsprechend um, suchte sich ehrenamtliche Geister, Hexen und Horrorclowns als Statisten und öffnete die Türen. „Die Leute kamen und standen bis zur Straße Schlange.“
Richtig schaurige Themenwelten sind für Kinder abgesperrt
Nach solchem Erfolg sieht es auch an diesem Samstag aus, an dem ersten von zwei Aktionstagen. Solange es hell ist, ist der Bereich den Kindern vorbehalten – und die richtig schaurigen Themenwelten sind abgesperrt. In der Dunkelheit dann sollen Erwachsene das Fürchten lernen. Im Probedurchlauf habe das auch gut geklappt, erzählt der Macher. Eine Dame habe man gar heraus geleiten müssen. Wie man denn erkenne, wie weit man gehen könne als Schauergestalt? „Das sieht man in den Augen der Menschen“, sagt Milo Pöhland, einer der Helfer. Am Abend wird er als Chefarzt der Klinik unterwegs sein. „Man weiß einfach, ob man noch einen Schritt weiter gehen kann oder aufhören muss.“
Er kam durch seine Freundin zum Team. Und für die wird heute ein kleiner Traum wahr. „Ich wollte so etwas schon immer machen“, sagt Shirley Kumm. Sie steckt schon in ihrem Hexenkostüm, ist aber eine der besseren Sorte. Schließlich verteilt sie zu jeder vollen Stunde Bonbons an die kleinen Besucher. Mit der Dämmerung wandelt sich das: „Dann bin ich die böse Krankenschwester, die im OP die Leute erschreckt.“
Besucher brauchen im OP-Saal gute Nerven
Der Operationssaal ist sicher einer der Bereiche, für welchen Besucher abends gute Nerven brauchen. Schon jetzt, wo noch ein paar Sonnenstrahlen durch die Ritzen des Holzverschlages fallen und eine kleine Lampe Licht spendet, ist der Anblick gewöhnungsbedürftig. Auf dem Tisch liegt eine Gestalt. Alles ist blutig. Richtig erkennbar ist allein die Clown-Fratze. Am Abend, erklärt Marvin Lengk, stünden hier ein Arzt und eben Schwester Shirley. „Die hauen dann mit Messern in die Figur.“ Nur einen halben Meter weiter trifft man auf noch so einen appetitlichen Höhepunkt: „Das ist unser Aquarium mit Gehirnen.“ Der Gang durch die verfluchte Krankenhauskapelle ist dagegen nahezu erholsam.
„Jetzt kommen wir in die Geschlossene“, warnt Marvin Lengk und schlängelt sich entlang der vertikalen Stangen. Die bilden in einer Ecke eine Art Zwinger. Und wie kann es anders sein: „Da steht abends jemand drin und versucht, nach einem blutigen Fuß zu greifen.“ Übrigens ein gutes Stichwort: „Anfassen ist bei uns nicht erlaubt. Das ist viel zu gefährlich.“ Das könne Besucher zu sehr schrecken, die dann wiederum um sich schlagen und Darsteller verletzten könnten.
Nach diesem kleinen Rundgang wirkt der Bereich für die Kinder erst recht harmlos. Bis dann, wie aus dem Nichts, ein junger Mann auftaucht, der fröhlich seinen Kopf präsentiert – durchbohrt von einem Messer. Marlon Joel aber ist kein Darsteller, er ist Besucher und Halloween-Fan durch und durch. Der Siebenjährige ist mit Verstärkung gekommen. „Meine Oma hat mir das Kostüm gekauft.“ Natürlich ist sie auch jetzt, beim Ausführen, dabei. Beide haben viel übrig für das Gruselfest, beide haben starke Nerven. „Wir fürchten uns überhaupt nicht.“