Gelsenkirchen. Schlager ohne Ende in der Veltins-Arena Gelsenkirchen: Das Programm mit 21 Künstlern hält die Fans bei Mega-Stimmung. Eklat um Willi Herren.
Sie tragen T-Shirts mit „Pegelbrüder“ oder „Party am Goldstrand“, lassen Bierkrug-Luftballons steigen, und sie kennen alle, einfach wirklich alle Texte von vorne bis hinten und singen ohne Pause mit. Gut 35.000 Schlagerfans nahmen das volle Programm bei der „Olé“-Schlagertour in der rappelvollen Arena mit. Sie gaben zum Abschluss des Party-Sommers und der Tournee bei dieser zwölften Auflage und der neunten Station nach dem Start im Juni in Oberhausen noch einmal alles.
Sie bekamen dafür auch einiges geboten, 21 Gruppen und Einzelinterpreten aus der schillernden Schlagerwelt gaben sich das Mikrofon in die Hand, über acht Stunden Non-Stop-Programm. Der Zeitplan war dabei eng wie der Platz ganz vorne vor der Bühne. Gerade einmal fünf Minuten waren für „Ingo ohne Flamingo“ vorgesehen, denn nach ihm scharrten schon Mickie Krause und Oli.P mit den Turnschuhen, bis dann „Onkel“ Jürgen Drews, das Urgestein der Mallorca-Fraktion, satte 40 Minuten eingeräumt bekam.
Überraschungs-Act TV-Mutter
Nach 25 Minuten für Michelle und ihre Hymne „Du Idiot“, nach der der rappende Pietro Lombardi mit Base-Cap, Spiegelbrille und Dauergriff knapp unter Gürtelhöhe übernahm, sorgte die „bekannteste TV-Mutter Deutschlands“ in einem „Überraschungs-Act“ von Moderator Christian Schall angekündigt, für einen Riesen-Extra-Applaus.
Mit ihren ebenfalls gerade einmal fünf Minuten machte sich Silvia Wollny („Wer von euch guckt RTL 2?“) bei den begeisterten Fans beliebt. Sie erinnerte an ihre Charity-Aktion, das Preisgeld aus dem „Big Brother“-Haus für Straßenkinder zu spenden, und ließ es sich nicht nehmen, von der Bühne ein Selfie vor vollem Innenraum zu machen. „Ihr passt gar nicht alle drauf, ihr seid großartig“, dankte sie zum Abschied.
Zoff zwischen Herren und Wendler
Dann kam Willi Herren. Erst einmal begrüßten sie die „Abrissbirne“ jubelnd, aber der machte sich anschließend nicht nur Freunde, als er Michael Wendler, der schon zwei Stunden zuvor hier stand, doch wieder aufs Korn nahm, trotz eines vorab verhängten angeblichen Maulkorbs.
Nach seinem Zoff mit Wendler im „Sommerhaus der Stars 2019“ sind die beiden in einem ständigen Fern-Duell. Als der ehemalige „Lindenstraßen“-Darsteller Herren dann aber doch wieder über Wendler herzog und ihn in seinem „Gaucho-Song“ nachäffte, durfte er gehen. Wie das so ähnlich Mickie Krause vor Jahren in Oberhausen geschah.
„Der“ Wendler hatte zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon seinen nächsten Gig.
Die Fans nahmen es gelassen, war doch nicht einmal ganz die Hälfte des Programms über sie weggerollt. Ein ums andere Mal ließen sie sich mitreißen „ich will alle Hände sehen“, „alle Handy-Lichter an“, „I love Malle“ oder „Asamoah, du siehst aus wie Asamoah“. Noch ein Text, den alle kannten.
- Die Fotostrecke zu „Olé auf Schalke“ gibt es hier.
Schlager
Der Begriff „Schlager“ lehnt sich an das englische Wort „Hit“ an, und die meisten musikalischen Lexika sind sich einig, dass seine Wurzeln schon in Operetten wie der „Fledermaus“ von Johann Strauß liegen müssen. Das deutschsprachige Liedgut, zu dem er zählt, kam etwa in den 1920er-Jahren zu einer ersten Blüte, es kamen Elemente aus Jazz und Swing dazu.
Nach dem zweiten Weltkrieg glitten dann Einflüsse des französischen Chansons hinein, vielleicht noch stärker britische und amerikanische, in den 1960er-Jahren nach dem Rock’n’Roll auch Pop und Beat.
Spätestens mit der Neuen Deutschen Welle verschwammen die Grenzen und die Ansprüche der Interpreten. Aber auch nach über 100 Jahren erfreut sich die Mischung der Genres mit deutschen Texten absoluter Beliebtheit.