Gelsenkirchen-Erle. Beim Bezirskforum Ost in Gelsenkirchen lagen 34 Anträge auf dem Tisch. Einer davon stammt vom jüngsten Ehrenamtler, dem 13-jährigen Tom.
Wenn viele Menschen zusammen kommen, ihren Stadtteil zu beleben, zu gestalten, lebenswerter zu machen, dann kann es sein, dass es einem ganz besonders gelingt, die Herzen aller zu öffnen. Solches schaffte am Dienstagabend Tom. Der 13-Jährige ist ganz allein zum Bezirksforum Ost gekommen, bittet um Unterstützung für ein Projekt, das er mit ein paar Mitschülern umsetzen will. Ihnen geht es um die Umwelt, genauer um den Bienenschutz. 500 Euro wünscht er sich hier und heute. Und, soviel darf verraten werden, am Ende erhält er diese Summe ungekürzt.
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Damit ist er einer von wenigen. Die meisten Anträge werden zwar bewilligt, die Mittel aber werden reduziert. Das Budget von 30.000 Euro, das Stadtkämmerin Karin Welge heute wieder zu vergeben hat, muss eben für alle reichen. Und nach dem öffentlichen Sammeln aller Wünsche und Bitten ist die beantragte Summe mehr als doppelt so hoch wie die zu vergebende.
Unterstützung für Projekte im Stadtteil
Und das Spektrum ist weit: Hubert Kurowski ist gekommen, bittet um Unterstützung für Heimat-Veranstaltungen. Gerne würde man wieder ein Fest an einer Bude im Ortsteil veranstalten, schön wäre auch ein Themenabend zur Lokalgeschichte. 2500 Euro wünscht er sich und erhält am Ende 1150 Euro. Horst Danreiter von der KG Erler Funken hofft auf Unterstützung für die Nachwuchsarbeit. Der Verein betreut immerhin ganze 70 Gardemädchen und hat ein Problem: „Wenn es um Unterstützung für Fußballvereine geht, sind immer alle dabei. Die Mädchen haben es da viel schwerer.“ Hier und heute ist das anders. Anstatt der beantragten 2500 Euro gibt es immerhin 1500 Euro.
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Langsam, im dritten Jahr dieses Konzeptes der kommunalen Mittelvergabe, hat das Format Fans gefunden. „Ich bin hier weil ich gehört habe, dass man hier Wünsche äußern darf“, bringt Erika Salewski von der Erler Zwar-Gruppe viele in der Aula der Gesamtschule zum Schmunzeln. Dann aber folgt ein recht bescheidener Wunsch: ein Zuschuss von 650 Euro zum bevorstehenden Fest zum 10-jährigen Jubiläum der Gruppe. Der wird in voller Höhe gewährt.
Insektenhotels für den Kleingartenverein
Ganze 34 Anträge stehen auf der Liste, als die Stadtverwaltung in der Pause die Köpfe zusammen steckt. Sie muss nun einen Kompromiss erarbeiten. Die Spannung steigt. Nur eins sickert schon durch: Tom hat alle berührt. Zumal er der jüngste Antragsteller in der Geschichte der Bezirksforen ist. Seine Schulfreundin habe die Idee gehabt, den benachbarten Kleingartenverein um eine kostenlose Parzelle zu bitten für das Projekt der jungen Umweltschützer. „Und ich glaub’, die würden sich über eine Zusammenarbeit freuen“, mutmaßt der junge Mann, der ganz ohne Scheu hier öffentlich für sein Anliegen eintritt.
Gerne wolle man Blumen säen. „Und mein Opa hilft uns, Insektenhotels zu bauen.“ Das sei in unserer Zeit wichtig. „In China oder Japan gibt es eine Stadt, da müssen Menschen die Blüten bestäuben“, erklärt Tom. Sicher, das Projekt der Schüler stehe noch recht am Anfang. Aber in Bezirksbürgermeister Wilfried Heidl hat es einen namhaften Unterstützer. Bei der finanziellen Abwicklung müssen, so Welge, die Eltern helfen. Aber immerhin: „Eine Whats-App-Gruppe haben wir schon.“
Politik ist am Zug
Die diesjährige Runde der Bezirksforen ist beendet. Nun ist die Politik am Zuge. In erster Instanz beschäftigt sich die Bezirksvertretung Ost in ihrer nächsten Sitzung am Mittwoch, 6. November, um 15.30 Uhr mit den Anträgen. Die Sitzung ist öffentlich und findet in der Aula an der Mühlbachstraße 3 statt.
Danach gehen die Ergebnisse aus allen fünf Bezirksforen in den Stadtrat, werden dort vermutlich in der Sitzung am Donnerstag, 12. Dezember, behandelt. Anfang des kommenden Jahres beginnt dann die Ausschüttung der Mittel.
Um kurz nach halb neun ist die Aufgabe geschafft, sind die Summen, die vergeben werden, verkündet. Die meisten Antragsteller gehen frohen Mutes nach Hause. Und auch die Stadtkämmerin ist zufrieden. „Aller guten Dinge waren drei“, sagt sie und erklärt, mehr und mehr werde das Konzept zum Erfolg. „Am Anfang waren viele Menschen skeptisch. Weil wir komprimiert in kurzer Zeit den Menschen eine Menge abverlangen.“ Es lohne sich aber, den Bürgern etwas zuzutrauen. „Es ist in den drei Jahren noch kein Vorschlag nicht umgesetzt worden. Das ist doch das beste Zeichen für einen Erfolg.“
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