Resse. Die Gelsenkirchener Polizei ist auch elektrisch unterwegs. In Resse ist ein E-Scooter im Einsatz, er wird für den Alltagseinsatz getestet.

Strom statt Benzin – ein Modell für die Zukunft auch für die Polizei? „Abschließend lässt sich diese Frage heute nicht beantworten“, sagt Polizeihauptkommissar Jörg Trogant. Aber vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussionen über Dieselkraftstoff, Klimawandel und erneuerbare Energien hat auch die Polizei das Thema Elektromobilität fest im Blick. Seit April testet der Bezirksbeamte für die Polizei NRW einen dieser flinken E-Roller im Alltagsbetrieb in Gelsenkirchen.

Schneller auf Anregungen der Bürger reagieren

Polizeihauptkommissar Jörg Trogant mit seinem Motorroller, mit dem er als Bezirksbeamter in Resse unterwegs ist.
Polizeihauptkommissar Jörg Trogant mit seinem Motorroller, mit dem er als Bezirksbeamter in Resse unterwegs ist. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Trogants Revier ist der Ortsteil Resse. Viel Grün, weite Wege. Hier ist er bislang täglich zu Fuß oder mit dem E-Bike unterwegs gewesen, seit dem Frühjahr mit dem flinken E-Untersatz. Seine ersten Eindrücke: „Für meine Arbeit als Bezirksbeamter ist der Roller hervorragend geeignet. Der Roller macht mich flexibler, ich kann an viel mehr Stellen präsent sein als zu Fuß und so schneller auf Anregungen oder Anfragen der Bürger reagieren.“

Dazu muss man wissen, dass Bezirksbeamte bei der Polizei eine Sonderstellung haben. Sie arbeiten direkt an der Basis, sind die Schnittstelle schlechthin zwischen der Behörde und den Menschen vor Ort. Bezirksbeamte tauchen bei allen wichtigen Veranstaltungen in ihrem Quartier auf, etwa als Begleiter bei Martinszügen und (Schützen-)Festen, als Ansprechpartner für Vereine und Betriebe. In Schulen und in den Kindergärten klären Jörg Trogant und sein Kollege Arnd Buchholz über die Risiken im Straßenverkehr auf. Und auch bei der Fahrradprüfung helfen und kontrollieren die Beamten. So wie den täglichen Verkehr im Kiez. Kurzum: Jeder im Ort kennt in Resse die Männer in Blau.

275 Kilogramm schwer und 35 Kilowatt Leistung

Das Display muss Jörg Trogant stets im Blick haben. Der Elektroroller kann ganz schön schnell werden.
Das Display muss Jörg Trogant stets im Blick haben. Der Elektroroller kann ganz schön schnell werden. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Seit April gehört nun ein Elektroroller (BMW-C-Evolution Long Range) zum Gelsenkirchener Fuhrpark. Die Eckdaten: Der 275 Kilogramm schwere Roller ist auf das Design der Streifenwagen farblich abgestimmt. Er hat eine Reichweite von 160 Kilometern mit einer Maximal-Leistung von 35 Kilowatt, umgerechnet sind das 48 PS. In der Spitze reicht das für 130 Stundenkilometer (abgeregelt). Basispreis ab Werk für private Käufer: 16.500 Euro. Um den gewichtigen Roller im Schritttempo besser rangieren zu können, ist sogar eine Rückfahrhilfe integriert. Und ein Rekuperationssystem: „Die Rekuperation bremst das Fahrzeug selbstständig ab und lädt damit die Batterien wieder auf“, erklärt Trogant.

Nahezu geräuschlos

Die Maschine verfügt über vier Fahrmodi: Eco, Sail, Road und Dynamic, insbesondere die letzte Einstellung dürfte manch Gas-Fetischisten Respekt einflößen, denn damit ließe der Roller selbst sehr schnelle und teure (Sport-)Wagen auf kürzerer Distanz stehen. „Man fühlt sich nie untermotorisiert. Autofahrer wie auch Passanten staunen oft, wie schnell und nahezu geräuschlos der Stromer über die Straßen gleitet“, sagt Trogant voller Begeisterung.

SeineErfahrungen mit dem E-Rollerhält der Resser Bezirksbeamte in Berichten fest. Als passionierter und erfahrener Motorradfahrer hat er auch schon Verbesserungsmöglichkeiten ins Auge gefasst. „Etwa ein Top Case statt Sozius“, sagt Trogant. Er fahre ohnehin allein und da sei mehr Stauraum für Equipment mehr von Nöten. Auch an ein Blaulicht denkt der Beamte, damit man ihn und sein Gefährt je nach Anlass schon von weitem besser sieht. Daher die Idee für den Mini-Koffer am Heck.

Schnellladestation vor der Wache geplant

Apropos Aufladen: Das geschieht an der Wache in Resse an der Middelicher Straße über die übliche Haushaltssteckdose innerhalb von vier Stunden. Demnächst aber wird die ELE 20 Meter vor der Wache eine Schnellladestation in Betrieb nehmen. „Dann geht es wesentlich schneller.“ Gerade zum Schulstart will der Bezirkspolizist an Barbaraschule und Co. verstärkt nach dem Rechten sehen. „Denn zu Fuß kann ich morgens nur an einer von mehreren Schulen den Schulweg kontrollieren. Mit dem Roller schaffe ich mindestens zwei. Mehr Präsenz gleich mehr Sicherheit, für Jörg Trogant eine ganz einfache Rechnung. Sagt’s und rauscht schon wieder leise davon.