Buer. Starbariton Oskar Hildebrandt brachte Wagner in seine Heimat Gelsenkirchen-Resse. Er sang ein großartiges Konzert zu Gunsten des Emmaus-Hospizes.

„Ich habe fast jedes Theater in Deutschland besungen – nur das in Gelsenkirchen noch nicht“, sagt Oskar Hillebrandt. Glücklich sei er, dass er nun einmal in der Heimat singen dürfe, so der Bariton mit internationalem Renommee, der in Resse aufwuchs. Dann legt er los, macht den Altarraum in der Matthäuskirche zur großen Bühne und beginnt meisterlich: mit Wagner.

„Weil ich in der ganzen Welt Wagner gesungen habe. Ich will mal zeigen, dass das gar nicht so schwere Musik ist, wie man immer sagt“, so Hillebrandt und setzt an zu „Gar viel und schön“ aus dem Tannhäuser. Der eröffnete gerade die Festspiele in Bayreuth. Nun erklingt er in Buer – in besonderer Aufmachung: großartig gesungen, musikalisch aber ungewohnt mager. Allein das Klavierspiel von Christoph Schnackertz setzt diese phantastische Stimme in Szene. Ein hochkarätiger Auftakt für ein außergewöhnliches Konzert.

Balladen und Klassiker

Oskar Hillebrandt beschenkte seine Gäste mit einem sehr besonderen Konzert.
Oskar Hillebrandt beschenkte seine Gäste mit einem sehr besonderen Konzert. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Das setzt der Sänger mit Balladen von Carl Loewe fort, mal leicht, mal dramatisch. Charmant spiegelt das Klavier beim Lied „Tom der Reimer“ die Leichtigkeit der Verliebtheit, darauf singt Hillebrandt diese leidenschaftliche Ballade des Mannes, der von Sinnen ist vor Liebe für eine Elfenkönigin. Gleich danach hören die Besucher einen Klassiker: „Heinrich der Vogler“ – szenisch, ausdrucksvoll, ja mitreißend. Große Kunst erscheint hier in kammermusikalischem Gewand. Voller Spannung ist „Odins Meeresritt“, die Geschichte von Oluf, dem Schmied, der nächtens des Gottes Pferd beschlagen muss, gesungen wie eine große Oper, so eindrucksvoll, dass es keiner Kulisse bedarf, um Bilder im Kopf zu haben. Verständlich, dass sich hier lauter Jubel in den Applaus mischt.

Opern en miniature

Auch im Verlauf des restlichen Abends bietet Oskar Hillebrandt Lieder dar, die bei ihm zu Opern en miniature werden. Ganz lässt er seine Hörer in das Erzählte eintauchen, etwa wenn er von dem „Lindenbaum“ singt, der verknüpft ist mit der Lebensgeschichte des Erzählers. Wundervoll interpretiert er dies Stück Musikgeschichte aus der Feder von Schubert, das Generationen hörten und sangen, das Volksliedcharakter hat und hier wieder seine künstlerische Bedeutung erlangt. Leicht und romantisch kann Hillebrandt auch: das zeigt er bei der Arie „Auf der Heide“ aus der Operette „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“. Hier besingt er die holde Jugend, die er sich stimmungsvoll zurück wünscht. Viele Gäste bringt das zum Schmunzeln. Der Mann nämlich, der da vor ihnen steht, ist mit 76 Jahren eindeutig noch immer auf dem Zenit seiner Kunst. Von dem Abend profitieren jedoch nicht allein die Gäste: Die Einnahmen des Abends kommen dem Emmaus-Hospiz zugute.