Westerholt. Margret Neumann hat mit ihrem Vorgarten den Wettbewerb des Stadtteilbüros gewonnen. Hier trägt die Kreativität sichtbar die schönsten Blüten.
Hier reicht ein grüner Daumen ganz sicher nicht aus. Selbst zehn Finger wären nicht genug. Hier muss einfach Botanisch gesprochen werden, und Margret Neumann tut das perfekt. Nicht umsonst hat die Jury ihr den ersten Platz im Vorgartenwettbewerb des interkommunalen Stadtteilbüros für Westerholt/Hassel/Bertlich in der inzwischen dritten Auflage zuerkannt.
„Mach was draus(sen)“, Titel des Wettbewerbs, der Mutter und Tochter Dorothe per Postwurfsendung zuflatterte. „Guck mal, hat Dorte gesagt“, erzählt die umtriebige Seniorin, „das wär’doch was.“ Denn was da unter den Kriterien „Ökologie, Klimaschutz und Kreativität“ gesucht wurde, ist an der Martinistraße im Alten Dorf Westerholt schon lange so selbstverständlich wie nur irgendwas.
Die Sonne ist schon am Morgen da
Die kleine Lücke zwischen den historischen Fachwerkhäusern scheint wie gemacht, denn „hier ist schon morgens die Sonne da“, erklärt die Pflanzenfreundin, „und abends dann wieder.“ Gut 40 Jahre hat sie für dieses grüne Gesamtwerk aus Stauden, Bäumen, Ranken und vielen Töpfen aller Größen und Formen gebraucht, und kokettiert dann sogar ein bisschen: „Ich werde bald 80“, und leid geworden ist sie ihre blühende Idylle längst nicht.
Zur Strafe in die letzte Reihe
Denn es gibt immer etwas zu tun, auch wenn es nur um die Optik geht. „Pötte rücken“, nennt das sie das, und auch Tochter Dorte mit „gut 50“ ist begeistert von der ständigen Gestaltung mit Pflanzen, Pflänzchen, Bäumen und Bäumchen. Was unter ihren Schützlingen dann schon einmal ein bisschen „usselig“ aussieht, muss eben in die hintere Reihe zurück. Überhaupt ist die weißhaarige Dame nicht nur nachsichtig mit ihren Schützlingen. Wer bei aller Sorgfalt nicht spurt und ohne Grund vor sich hin kümmert, bekommt auch schon mal zu hören: „Benimm Dich, sonst geht’s in Richtung Biotonne!“ Hier herrscht ein strenges Regiment.
Früher hing hier die Wäsche auf der Leine
Dabei hat vor Ort wirklich alles Zeit, sich zu entwickeln, zu blühen und zu wachsen. Margret Neumann hätte selbst nicht daran gedacht, als hier im Hof noch die Wäsche auf der Leine hing. Drinnen wie draußen war es nicht so wohnlich und so gemütlich wie heute, der Vater hatte nicht die Zeit für den Garten, „hier waren ja schon sechs Kinder“, blättert Margret Neumann auf, „insgesamt 16 Personen im Haus, auch der Bruder hatte ja vier Kinder.“
Dann kam alles nach und nach, als die ersten aus dem Gröbsten raus waren.
Ein Plätzchen findet sich immer
„Mutter, wir haben da was Blühendes für Dich“, hieß es dann immer häufiger. Und ein Plätzchen konnte sie immer noch finden. Mit der Zeit wuchs dann das Wissen über die Pflanzen, ihre Herkunft, ihren Bedarf an Licht, Luft, und Wasser, ihre Ansprüche an den Boden und mit welchen Pflanzen sie sich vertragen. Ganz klar: „Was ich mache, mache ich gründlich.“ Exoten kamen dazu wie der Eukalyptus, zwischen Erdbeeren, Rosen, Geranien, der schlanken Canna, dem „Blumenrohr“, der „Schmucklilie“ Agapanthus oder sogar einem Edelweiß, Lavendel natürlich, den die Bienen lieben und eifrig besuchen.
Fast ganz hinten, also nicht in die letzte Reihe geschickt, breitet ein roter Schlitzahorn seine feinen Blättchen aus. „Da hat’s ihm gleich gefallen“, erklärt die Kennerin.
Dass es ihr im Alten Dorf seit je gefällt, ist kaum der Rede wert. „Jetzt geh’ ich hier auch nicht mehr weg“, unterstreicht sie in der gemütlichen Sitzecke mitten im preisgekrönten Vorgarten. Weil auch sie sich mit den Nachbarn versteht, „ich könnte hier überall zu jeder Zeit klingeln.“ Der kürzeste Weg zur Gesundheit ist der in den Garten, heißt es, und hier bedeutet er nur einen Schritt vor die Tür.