Horst. . Eine Nahversorgungslücke zwingt nicht so mobile Horster zur Improvisation. Hintergrund ist das Aus des Rewe-Markts an der Essener Straße.

Nahversorgung? Die ist in die Ferne gerückt für etliche Horster, seitdem der Rewe-Markt an der Essener/Turfstraße im Mai geschlossen wurde. Zwar soll dort eine Penny-Filiale eröffnen, der Zeitpunkt ist aber noch unklar. Während motorisierte Bürger andere Lebensmittelgeschäfte im Umkreis anfahren, stehen in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen vor einem großen Problem. Schließlich kann nicht jeder Hilfsbedürftige auf erwachsene Kinder oder Nachbarn setzen, die für ihn den Großeinkauf erledigen.

Eine Entfernung von 500 bis 1000 Metern oder zehn Minuten Fußweg: Dieses Kriterium der Nahversorgung erfüllte für nicht wenige Bewohner in Horst-Nord nur der Rewe-Markt an der Essener Straße, bestätigen Stadtsprecher Oliver Schäfer und IHK-Referent Christian Paasche. „Der Vollsortimenter war wesentlich für die fußläufige Nahversorgung, dazu noch ein Frequenzbringer für das Nebenzentrum“, attestiert Paasche „durchaus eine vorübergehende Versorgungslücke für nicht so mobile Bürger.“ Und betont ebenso wie Schäfer, dass es von außen kaum Einfluss auf die Entscheidung eines Unternehmens gebe, ein Geschäft aufzugeben.

Ein Penny soll dem Rewe-Markt nachfolgen. Der Termin ist allerdings unklar.
Ein Penny soll dem Rewe-Markt nachfolgen. Der Termin ist allerdings unklar. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Korte

Alternativen sind zum Teil recht weit entfernt

Die Alternativen vor Ort sind so üppig nicht – und für Mobilitätseingeschränkte zum Teil recht weit entfernt: An der Essener Straße finden sich ein Metzger und Bäckereien; für Obst, Gemüse, Milchprodukte, Getränke und Tiefkühlkost müssen die Bürger allerdings einen längeren Fußmarsch in Kauf nehmen. „An der Vereinsstraße gibt es einen türkischen Obst- und Gemüsehändler, an der Essener Straße 110, also an der Grenze zu Essen-Karnap, den nächsten Rewe-Markt, in Horst-Süd dann ebenso einen Discounter wie am Kärntner Ring“, listet Schäfer die zum Teil mehrere Kilometer entfernten Ausweichmöglichkeiten auf.

Also improvisieren Betroffene nun so gut es geht: „Wer ein Auto hat, bildet Fahrgemeinschaften mit anderen Rentnern für den Großeinkauf. Und wer noch fit genug ist, fährt mit der Bahn ein paar Haltestellen zum nächsten Geschäft. Aber nicht jeder kann sich das über einen längeren Zeitraum leisten, wenn er nur eine kleine Rente hat“, hat Andrea Hermans (56) beobachtet, die in Horst arbeitet und deren Mutter und Schwiegermutter vor Ort wohnen. Der Mittwochs-Wochenmarkt sei zwar eine gute Möglichkeit, sich mit Obst, Gemüse und Frischfleisch zu versorgen. „Aber das verdirbt ja zum Teil auch schnell.“

Wo Senioren Ansprechpartner für den Einkauf finden

Personen mit Mobilitätseinschränkungen können sich in Sachen Lebensmittelversorgung an folgende Ansprechpartner wenden, die individuelle Hilfsangebote vermitteln.

Städtische Beratungsstelle Pflege, Alter, Demenz, Behinderung und Wohnanpassung (Pfad, 0209 169-2016, -3058, www.gelsenkirchen.de/aelterwerden); Generationennetz Gelsenkirchen e.V. ( 0209 169-6666, www.generationnetz-ge.de); Seniorenbegleitdienst des Caritasverbandes
( 0209 97257890).

Stadt listet Hilfsmöglichkeiten auf

Eine akute Gefährdung der Nahversorgung (für einen kleineren Kreis nicht so mobiler Personen) sieht die Stadt allerdings nicht. „Einige Lebensmittelhändler bieten einen Lieferservice an, auch für Obst und Gemüse gibt es spezielle Bringdienste. Wer alleine lebt, könnte sich da mit Nachbarn zusammenschließen und eine größere Menge bestellen.“ Weiterhelfen könne auch der Seniorenbegleitdienst der Caritas, der bei Bedarf einen Einkauf organisiere oder die städtische Beratungsstelle Pfad. „Im Awo-Heim am Marie-Juchacz-Weg kann man sogar ein Mittagessen bestellen und abholen.“ Die Hilfen könnten Bürger in jedem Stadtteil in Anspruch nehmen, hebt Schäfer hervor, nicht nur aktuell Betroffene in Horst oder Erle.

Wie lange es den Engpass zu überbrücken gilt, weiß auch Ute Vieth von der Horster Werbegemeinschaft nicht. „Bei uns sind auch nicht so viele Beschwerden darüber aufgelaufen. Wir sind dankbar, dass wir in einigen Monaten wieder einen Nahversorger vor Ort haben. Das ist für ein Nebenzentrum wie Horst nicht selbstverständlich.“