Gerade noch geträumt von einer Karriere auf den Brettern, die die Welt bedeuten, am Donnerstagabend schon stehenden Applaus geerntet auf der Bühne der „Wanne-Eickeler Kammerspielchen”: Für Samira Calder ist ein Traum in Erfüllung gegangen.
Die 22-Jährige aus Buer gehört zu dem neuen Ensemble, mit dem Prinzipal Christian Stratmann die „Filiale” seines „Mondpalastes von Wanne-Eickel” eröffnet hat. Dabei ist die angehende Schauspielerin nicht die einzige Beziehung, die auf Buer und Gelsenkirchen verweist.
Das Interesse für die Schauspielerei wurde geweckt, als Samira Calder etwa 14 Jahre alt war. Erste Erfahrungen sammelte sie beim Laientheater im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Das Spiel mit der Truppe um Ulrich Penquitt machte dabei so viel Spaß, dass damit die Grundlage gelegt wurde für die Idee, aus dem Hobby eines Tages Beruf und Berufung zugleich zu machen. Doch zunächst einmal standen Besuch des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums und das Abitur auf dem Eduard-Spranger-Berufskolleg an. „In eine andere Rolle schlüpfen zu können und dabei einen Teil von sich selbst preiszugeben, das macht unheimlich Spaß”, schwärmt Samira Calder über ihr Berufsziel. Eine Begeisterung, die auch etwas zu tun hat mit der familiären Prägung. Als Tochter der ehemaligen MiR-Primaballerina Linda Calder lernte sie den Theaterbetrieb nicht nur aus der Perspektive des Zuschauers kennen. Der Blick hinter die Kulissen und Auftritte als Statistin beim Ballett unterstützten die Faszination.
Eher durch Zufall wurde sie auf den „Mondpalast von Wanne-Eickel” aufmerksam, unter dessen Dach sich auch eine Theater-Akademie befindet. Doch die Bewerbungsfrist für die Nachwuchsschmiede war gerade abgelaufen, so dass sich Samira Calder für die ebenfalls vom Mondpalast angebotene Vorbereitungsklasse anmeldete. Das Trainingslager, das den Nachwuchs fit macht für die hohen Anforungen der Aufnahmeprüfungen an Schauspielschulen, meisterte die junge Bueranerin mit Bravour. Schließlich verpflichtete Mondpalast-Intendant und -Regisseur Thomas Rech sie für sein Stück „ Frau Piesewotzki, Libuda und ich”, das er für das „kleine Haus” des Mondpalastes geschrieben hatte.
Auch darin stehen wieder „Ronaldo und Julia” im Mittelpunkt, so wie in der gleichnamigen Komödie, mit der Christian Stratmann seinen Mondpalast zum Erfolg führte. Auch wenn Jahre ins Land gegangen sind und die Tochter groß geworden ist, Roland „Ronaldo” Montakowski ist nach wie vor glühender Anhänger der blau-weißen Knappen, während seine Frau Julia Montakowski geb. Kapulinski immer noch für den Lüdenscheider Vorort-Verein schwärmt. Dass sich Tochter Emma in einen gewissen „Libuda” von Wattenscheid 09 verliebt hat, stellt die Toleranz des Ehepaares auf eine harte Probe. Denn „Libuda” heißt eigentlich Diana Friedmann, ist eine Frau und wird gespielt von Samira Calder.
Dass am Ende doch alles gut wird, ist auch Rudi Assauer zu verdanken, der in dem Stück nur eine akustische, aber entscheidende Rolle spielt. Ebenso wie Sabine Söldner, deren Tätigkeit als strenge Assauer-Assistentin Eingang in das Theaterspiel gefunden hat. Rudi Assauer und Sabine Söldner haben Samira Calder zur Premiere kräftig Applaus gespendet. Der Spaß am Spiel hatte wohl auch etwas damit zu tun, dass eigene Charakterzüge offenbar trefflich beschrieben wurden. Sabine Söldner: „Ich kann's nicht verleugnen!”