Gelsenkirchen-Resse. . Besucher konnten sich in Resse Jungpflanzen für den Balkon kaufen und bekamen das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft erläutert.
Das Frühlingsfest auf dem „Lindenhof“ der Familie Schulze Schleithoff hat noch gar nicht begonnen, da tummeln sich schon zahlreiche Besucher auf dem Hof. Besonders der Gemüse-Jungpflanzenmarkt ist von Interesse. Denn hier gibt es das Erlebnis Landwirtschaft im Kleinen zum Mitnehmen für zu Hause.
Landwirt Martin Schulze Schleithoff berät und freut sich über die Nachfrage. Zumal auch jene kommen und kaufen, die keinen Anteil erworben haben an dem Solidarischen Landwirtschaftsbetrieb, der seit einigen Jahren ein ganz neues Konzept in der Stadt etabliert. Eines, das vom Zusammenhalt aller lebt. „In guten wie in schlechten Zeiten“, sagt der Agraringenieur und lacht.
Dürre vernichtet Lagergemüse
Die schlechten Zeiten hat man gerade überstanden. Durch die Dürre des vergangenen Sommers fehlte es im Winter an Lagergemüse, mussten einige Abholtage sogar ausfallen. „Die Menschen haben schon erst kritisch nachgefragt. Dann haben wir mit ihnen Gespräche geführt.“
Das Ergebnis: Martin Schulze Schleithoff fühlt sich nun besser verstanden. „Diese gegenseitige Verlässlichkeit, die wir uns erarbeitet haben, ist ein tolles Gefühl“, sagt er und wendet sich wieder den Jungpflanzen zu. Die hat der Landwirt zusätzlich anziehen lassen zu denen, die er auf seinem Land braucht. Weil die Sorten anders sind, die Erträge besser.
Saisonal essen, immer frisch
Das erlebte auch Wolfgang Hovenga im vergangenen Jahr mit seinen Tomatenpflanzen. „Eine tolle, wohlschmeckende Sorte.“ Und eine schöne Ergänzung zur wöchentlichen Gemüseration, die er mit seiner Familie einmal in der Woche abholt. Seit Anfang an sind die Hovengas Anteilseigner der Solidarischen Landwirtschaft.
„Man ist näher dran“, beschreibt er die Vorzüge. „Wir wohnen nah bei, so geht man nachbarschaftlich hier vorbei an den Freitagen.“ Mit der Ration an Lebensmitteln komme man gut aus, berichtet er. Dafür allerdings müsse man sich etwas Mühe geben. „Wir kochen viel selbst. So müssen wir nur wenig zukaufen.“
Anteilseigner müssen das Konzept Leben
Schnell wird deutlich, das Konzept müssen alle leben – auch die Anteilseigner. Man muss saisonal essen, zubereiten, was da ist. Am besten immer frisch. Nur ein Grund, warum sich das Konzept nicht in der Fläche realisieren lässt, findet Hubertus Hölscher vom landwirtschaftlichen Lokalverein Buer. Vor allem etablierte Betriebe könnten nicht einfach umstellen. „Das geht nur, wenn ich, wie hier, bei Null starte.“
Er ist interessiert am Konzept, erlebt es durch eine Zusammenarbeit mit – die Schulze Schleithoffs nutzen zum Teil seine Felder – und ist doch sicher: „Das ist eine Nische. Stellen sie sich doch mal in einem sozialen Brennpunkt auf die Straße und versuchen sie, Mitglieder zu werben für diesen Hof.“ Tatsächlich hat der Idealismus seinen Preis: Ein Gemüseanteil etwa kostet 82 Euro im Monat. Auch wenn es kein Gemüse gibt.
Angebot wird weiter ausgebaut
Steffi Schulze Schleithoff will sich weiter einsetzen für das Konzept, hat schon Ideen, wie man das Angebot ausbauen kann – nachhaltig, versteht sich. Dabei gehen sie und ihr Mann auch ein auf die Wünsche der Anteilseigner.
So entstand eine kleine Kaffeebude im Eingangsbereich. „Viele Menschen halten sich hier gerne auf an den Abholtagen. Die Bude ist ein Begegnungsraum geworden.“ Mit den Monaten sei eine gute Gemeinschaft entstanden. Die gelernte Wirtschaftsjuristin bringt das schön auf den Punkt. „Hier ist mehr gewachsen als nur Gemüse.“