Gelsenkirchen-Scholven. . In die Raffinerien in Horst und Scholven soll bis 2023 ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden. Anträge wurden nach Münster geschickt.

Ein ganzes Paket mit unterschiedlichen Anträgen hat die BP vor einigen Tagen Richtung Münster geschickt. Damit reagiert das Unternehmen auf die im Oktober 2017 von der Bundesregierung in nationales Recht aufgenommene EU-Forderung von 2014, die Grenzwerte für Stickstoffoxide, Schwefeloxide und Ammoniak zu reduzieren.

Einen dreistelligen Millionenbetrag will das Unternehmen für die Umstellung an den beiden Standorten in Scholven und Horst ausgeben. „Allerdings werden wir nicht alle Arbeiten bis 2023 abgeschlossen haben“, erläutert Stephan Hüsken, Leiter Umweltschutz und Qualitätsmanagement bei BP, im Gespräch mit waz.de.

Ausnahmeanträge in Einzelfällen

In Einzelfällen wird man Ausnahmeanträge bei der Bezirksregierung stellen müssen. „Es gibt keine Probleme für die Nachbarschaft, wenn wir mehr Zeit brauchen“, verspricht Hüsken.

Denn Eines ist klar. BP muss nicht das ganze Werk umstrukturieren. „In vielen Bereichen halten wir bereits heute die neuen Grenzwerte ein“, sagt Hüsken und nennt das Beispiel Stickoxide (NOx). „Im Werk Horst besteht keine Notwendigkeit etwas zu tun, in Scholven müssen wir von des 42 Öfen drei bis vier nachrüsten“, so Hüsken.

Deutlich unter dem Grenzwert

Außerdem habe BP sich einen eigenen NOx-Grenzwert gesetzt. Während Europa den Grenzwert bei 150 Milligramm pro Normkubikmeter im Monat festlegt, besteht Deutschland auf die gleiche Maßeinheit, die allerdings täglich nicht überschritten werden darf. Und BP?

Das Unternehmen legt den Grenzwert für sich selbst auf 120 Milligramm pro Normkubikmeter. Am Tag. „Um sicher zu stellen, dass wir zu keiner Zeit Grenzwertüberschreitungen haben werden, gehen wir deutlich über den deutschen Grenzwert hinaus“, erläutert Hüsken.

Nur fünf Anlagen in Deutschland

BP und die Gesundheit der Mitarbeiter

In enger Kooperation mit der Berufsgenossenschaft schaut BP auf die Gesundheit der eigenen Beschäftigten. Zum Teil werden Mitarbeiter, die sich überwiegend in unmittelbarer Nähe der Anlagen aufhalten, auf freiwilliger Basis auch medizinisch überwacht.

„Auf unseren Standorten ist nicht erkennbar, dass wir eine erhöhte Krebsrate haben“, sagt Stephan Hüsken, Leiter Umweltschutz und Qualitätsmanagement bei BP.

Eine Verzögerung wird es wahrscheinlich bei der Kalzinierungsanlage, in der reiner Kohlenstoff erzeugt wird, geben. „Wir führen zur Zeit eine Marktrecherche durch“, sagt Hüsken. Das Problem sei die Abgasreinigungsanlage, die bei den hohen Temperaturen, die in der Kalzinierung gefahren werden, nicht gut funktioniere.

„Ende der 90er Jahre ist uns eine solche Anlage mal abgebrannt“, erinnert sich Hüsken. Deutschlandweit gebe es vier bis fünf Anlagen, die aber keine Abgasreinigungsanlage hätten. „Eine Bestandsanlage nachzurüsten, ist eine große Herausforderung“, so Hüsken. Man suche nach einer maßgeschneiderten Lösung. Und die beanspruche mehr Zeit als die bisher vorgegebene Zeitschiene bis 2023. Zumal größere Umrüstungen und Neubauten nur während des Turn-Arounds eingeplant werden können.

„Beim Schwefeldioxid (SO2) sind wir schon heute gut aufgestellt“, geht Hüsken zu einem weiteren Thema über. Aber auch dort hat sich BP Ziele gesetzt, möchte bis 2023 den SO2-Ausstoß in der Horster FCC-Anlage um ein Drittel, von 1200 Milligramm pro Normkubikmeter auf 800 reduzieren.