Gelsenkirchen-Erle. . Seit 30 Jahren sorgt die Firma Buller aus Erle für Bewegung. Spezialkrane heben Transformatoren und Straßenbahnen, selbst Nashörner und Elefanten.
Ob Transformator für den Industriebetrieb oder Elefant für den Allwetterzoo: Alles, was schwer und unbeweglich erscheint, nimmt die Firma Buller an den Haken. Das Unternehmen mit Sitz an der Emscherstraße hat sich auf Kran- und Schwerlastlogistik spezialisiert.
Der letzte spektakuläre Einsatz liegt noch nicht lange zurück: Anfang Dezember war ein 18-Tonnen-Sattelschlepper in Bochum-Laer beim verbotswidrigen Wenden gegen eine Straßenbahn gefahren. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass die Bahn bei voller Fahrt quer über die Schienen gedrückt wurde. „Da war Holland in Not“, erinnert sich Tobias Buller, Leiter der Gelsenkirchener Niederlassung.
Heben auch in der Horizontalen
Nach der Versorgung der Verletzten standen zwei ganz praktische Fragen im Vordergrund: Wie kommt die Bahn wieder aufs Gleis? Und: Wann kann der Verkehr wieder fließen? „Um 15 Uhr hatte ich von dem Unfall erfahren, um 16.10 Uhr waren wir mit unserem Citykran vor Ort“, beschreibt Tobias Buller den ungewöhnlichen Einsatz. Am anderen Tag gegen 11.30 Uhr konnten seine Kollegen und er wieder abrücken, da liefen Straßenbahnbetrieb und Autoverkehr seit den frühen Morgenstunden wieder ungehindert.
Unfälle mit Straßenbahnen haben ihre Tücken: Schleppfahrzeuge mit Windentechnik helfen nicht weiter, weil Straßenbahnen nicht über entsprechende Ansatzmöglichkeiten verfügen. Und Krane mit den üblichen Auslegern können ebenfalls nicht eingesetzt werden, weil das Spannwerk der Oberleitung ihnen ins Gehege kommt. Also musste ein Citykran her, dessen spezieller Ausleger auch in einem Winkel von unter zwölf Grad ausgefahren werden und auch in der Horizontalen noch Lasten heben kann. „So etwas hat die Bogestra nicht auf ihrem Betriebshof stehen“, berichtet Tobias Buller.
Aufträge aus der Großindustrie
So bestimmt der Zufall, das Unvorhersehbare einen Großteil des Geschäfts, zu dem seit etwa 50 Jahren das Bergen von Lkw nach Unfällen auf Autobahnen gehört. Von langer Hand geplante Einsätze dagegen werden in der Regel für Kunden aus der Großindustrie ausgeführt.
Ob leichte Palette, das Nashorn für die Zoom-Erlebniswelt oder der tonnenschwere Koloss für ein Chemiewerk : Buller sorgt für Bewegung.
Großauftrag gab den Anstoß
Ein solcher Großauftrag gab vor 30 Jahren den Anstoß, das in Greven bei Münster ansässige Unternehmen um eine Niederlassung in Gelsenkirchen zu erweitern. Tobias Buller: „Damals mussten wir die Rauchgasentschwefelungsanlagen für das Kraftwerk in Scholven liefern.“ Die Nähe zu den Kunden sorgte schnell für Expansion: „Die Nachfrage war so groß, dass das angemietete Grundstück an der Schäferstraße bald nicht mehr ausreichte“, erzählt Tobias Buller (25), der die inzwischen fünfte Generation des 1896 gegründeten Familienunternehmens vertritt.
An der Emscherstraße fand sich ein geeignetes Grundstück. Dort sind 34 Mitarbeiter beschäftigt, gibt es Platz für bis zu 20 Kranfahrzeuge. Weitere Standorte sind Duisburg, Bochum, Dortmund und Münster, wo die weitere Flotte aus 25 Kranen, 15 Behälter- und zehn Transportfahrzeugen stationiert ist. Das größte Fahrzeug ist ein Telekran, der rund 800 Tonnen auf den Haken nehmen kann, „einer der größten in Deutschland“, wie Tobias Buller nicht ohne Stolz berichtet.
Beginn mit einer Dampfkornmühle
Was einst mit einer Dampfkornmühle und einem aus Pferd und Wagen bestehenden Fuhrbetrieb begann, ist heute eine hochspezialisierte Spedition, die schwere Waren nicht nur von A nach B transportiert, sondern auch den gesamten technischen und logistischen Vor- und Nachlauf organisiert. Es müssen Traglasten berechnet, Routen ausgearbeitet, Genehmigungen eingeholt und Sperrpausen der Bahn beachtet werden.
Deshalb erfolgen Arbeitseinsätze meist nachts und am Wochenende, oft genug auch bei Wind, Regen und Schneefall. „Wir sind bis Frankfurt am Main im Süden und im Norden bis Hamburg im Einsatz“, sagt Tobias Buller, der Wirtschaftsingenieurswesen mit der Fachrichtung Maschinenbau studierte und dann ins Familienunternehmen eingestiegen ist.
Im Einsatz für den Bergbau
Dass der Firma die Transportaufträge ausgehen, befürchtet Tobias Buller nicht. Denn schwere Güter werden ja nicht da produziert, wo sie später zum Einsatz kommen. Nicht zu vergessen die Zeit nach dem Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet, auch sie verlangt noch nach entsprechenden Dienstleistungen.
Tobias Buller: „Wir waren am Rückbau des Bergwerks West in Kamp-Linfort beteiligt und werden es auch demnächst bei Prosper-Haniel in Bottrop sein.“