Gelsenkirchen-Buer. . Konrad Herz führte interessierte Gäste über den buerschen Hauptfriedhof. Gräber erinnern an bekannte Familien, Gedenkstätten mahnen.
Alles, was lebt, stirbt irgendwann – es ist nur eine Frage der Zeit: Dieser Satz von Gärtnermeister Konrad Herz begleitete den Rundgang über den Hauptfriedhof an Allerheiligen. Eine wahre, sicherlich auch traurige Feststellung. Auf der rund zweistündige Führung gab es jede Menge Informationen und Fakten und manchmal auch Anlass zum Lachen.
Die Veranstaltung des Vereins für Orts- und Heimatkunde führte die Teilnehmer in diesem Jahr auf den Hauptfriedhof, wo der Rundgang zu einem informativen Herbstspaziergang wurde. So erfuhren die Gäste, dass der Hauptfriedhof bei weitem nicht der älteste Friedhof der Stadt ist.
Friedhof existiert seit 1899
Erst 1899 wurde er eingeweiht, zunächst nur als Friedhof für Erler Bürger. Als dann einige Jahre später die Bevölkerung der damals noch eigenständigen Stadt Buer explosionsartig wuchs und der alte buersche Friedhof an der Mühlenstraße nicht mehr ausreichte, kaufte die Stadt Bauernland rund um den neuen Friedhof auf – so kam er zu seiner heutigen Größe.
Bevor es auf den Rundgang ging, hatte man Gelegenheit, sich zu stärken: Am Haupteingang versorgten Jugendliche des Jugendzentrums der Gemeinden St. Urbanus und St. Hippolytus die Teilnehmer mit Kuchen und Getränken.
Prägnante Stationen der Stadthistorie
Der Friedhof hat Konrad Herz sein ganzes Leben begleitet: Schon als kleiner Junge half er seinem Vater bei der Gärtnerarbeit. Daher kennt er das Gelände natürlich wie seine Westentasche und weiß nahezu zu jedem Fleckchen etwa zu erzählen. Sowieso gleicht der Gang über den Hauptfriedhof einem Gang durch die buersche Geschichte: Viele der Namen auf den Grabsteinen sind heute noch präsent in der Stadt, und die zahlreichen Mahnmale erinnern an prägnante Stationen der Stadthistorie.
So zum Beispiel die Spartakus-Grabstätte: Dort liegen die Männer begraben, die während des „Spartakusaufstandes“ Anfang 1919 in Buer ums Leben kamen. Oder die Gedenkstätte für die Kriegstoten der Stadt: Etwa 11.000 Menschen aus Gelsenkirchen, so erfuhren die Teilnehmer, ließen auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges ihr Leben.
Ein ganz neuer Erinnerungsort
An russische Kriegsgefangene, die bei einem Bombenangriff getötet wurden, erinnert das „Kleine Russenfeld“. Doch nicht nur Gräber und ihre Geschichten standen im Fokus: Immer wieder hielt Herz inne, um auf den einen oder anderen besonderen Baum hinzuweisen, der auf dem Hauptfriedhof wächst.
Natürlich machte der Rundgang auch Halt am neuesten Erinnerungsort auf dem buerschen Hauptfriedhof: dem Denkmal für die Bergleute aus Buer, die im Laufe der über 100-jährigen Bergbaugeschichte umkamen. Rund 500 Menschen verloren im Laufe der Jahre ihr Leben unter Tage, unzählige mehr starben an den gesundheitlichen Folgen der harten Arbeit. An sie wird jetzt erinnert.