Gelsenkirchen-Buer. . Einen plattdeutschen Abend hat es in Buer schon lange nicht mehr gegeben. Zur Freude der Initiatoren war das Michaelhaus brechend voll.

Im Saal des Michaelshauses erklingt die Eurovisionshymne, das „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier. Die war früher immer zu hören vor den ganz großen Fernsehshows am Samstagabend, war auch die Ouvertüre zu Thomas Gottschalks legendären TV-Momenten – und dient heute Abend als Einstimmung für diesen denkwürdigen Moment buerscher Heimatgeschichte.

Die Buerschen Sängerknaben feiern ihren 15. Geburtstag mit einem plattdeutschen Abend, der ein Versuch ist, Traditionen lebendig zu halten.

Ein rappelvoller Saal

Auf den ersten Blick klappt das großartig. Der Saal ist rappelvoll. „Alle unsere Erwartungen wurden übertroffen“, ist Josef Suttmeyer geradezu euphorisch. Einziger Wermutstropfen: Die wenigsten im Saal sind so jung wie ursprünglich erhofft.

Viele Gäste trugen zum Erfolg des Abends bei

Mehrere Gäste wirkten mit beim plattdeutschen Abend. Zur Eröffnung spielten Marcel und Pascal Suttmeyer.

Im Verlauf erlebten die Gäste Beiträge des Wulfener Kiepenkerls, der Wulfener Landfrauen und des Heimatvereins.

Das alles machte auch prominente Gäste neugierig: Mit dabei war der einstige Regierungspräsident Peter Paziorek.

Da sticht die 15-jährige Luisa Terörde ins Auge. „Ich komme aus Bocholt. Da wird so ähnlich gesprochen. Das Platt ist mir vertraut“, erzählt sie und verrät: Sie ist mit der Oma da. Weil der Opa selbst ein Sängerknabe ist.

Gäste waren zum Singen da

Durch das Programm führt Georg Lecher vom Verein für Orts- und Heimatkunde. „Ich bin heute ihr Conférencier“, sagt er und trägt zur Einstimmung und allgemeinen Erheiterung ein kleines plattdeutsches Gedicht vor. Dann übernimmt Josef Suttmeyer, der Leiter der Chorgemeinschaft. „Leeve plattdüütsche Fründe“, grüßt er die vielen Gäste als Vorrede zum ersten Liedchen. „Van Dage – ein Tanzlied, das uns Sängerknaben immer jung hält.“ Marcel Suttmeyer spielt am Klavier, die Herren singen. Noch allein. Im Refrain gesellt sich schnell ein großer Chor dazu.

Kaum ist der letzte Ton verklungen, übernehmen die Damen der Volkstanzgruppe Wulfen. Sie gehören zu den aktiven Gästen, helfen, ein rundes, heimatliches Programm zu bieten. Zunächst gibt es eine Quadrille zu sehen. Charmant drehen die Damen mal sich, mal einander im Dreivierteltakt. Das kommt schon gut an. Der Gassentanz noch mehr. Mit fröhlicher Leichtigkeit zeigen die Tänzerinnen die schwierigen Schrittfolgen zu flotter Musik. Da klatschen viele Gäste spontan mit.

Historische Hymne an die Heimat

Der eigentliche Höhepunkt aber steht noch aus. Liedtexte auf den Tischen weisen seit Beginn des Abends darauf hin. Auf ihnen steht der historische Hit „Min Buer bliev Buer“ gedruckt, eine romantische Ode an die Heimat.

Ab dem ersten Ton wagt es der Chor der Besucher, die mitzusingen. Zumindest hier und heute gehört das gefühlt zum guten Ton. Was für ein emotionaler Moment: „Alles mag die Welt uns rauben, eines nicht, min Buer bliev Buer.“