Gelsenkirchen-Buer. . Kantor der Dresdener Frauenkirche beeindruckt das buersche Publikum bei seinem Gastspiel in der Propsteikirche.

Zu einem spätsommerlichen Orgelkonzert hatte die Propsteikirche St. Urbanus am Samstagabend geladen. Zu Gast war Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Frauenkirche, mit einem Streifzug durch die Geschichte der Orgelmusik.

Chronologisch hatte er die Stücke geordnet und begann mit Bachs „Praeludium und Fuge Es-Dur“, ein großes Orgelwerk und wohl genau das, was Besucher eines Orgelkonzertes erwarten. Das Praeludium berührte – in Bach’scher Manier – ab dem ersten Takt, war heiter, voller Vitalität und doch nicht ohne Würde. Die Fuge begann zurückhaltender, aber von ähnlicher Heiterkeit und großer Strahlkraft. Grünerts Interpretation machte die Komposition zu einem großartigen Auftakt für diese musikalische Stunde.

Charmante Überraschung

Immer wieder gab es charmante Überraschungen im Programm. So auch schon beim zweiten Stück, als es nicht etwa „Kuckuck“ aus dem Wald, sondern von der Orgelbühne rief. Louis-Claude Daquins „Le Coucou“ ist ein naturalistisches Stückchen, geprägt vom Ruf des kleinen, pfiffigen Vogels und seiner zwitschernden Gefährten.

Für solch Vorstellung der Möglichkeiten einer Orgel, die hier als historischer Vorläufer des Synthesizers fungiert, gab es von einigen Besuchern ganz unüblichen Zwischenapplaus.

Mitreißendes Allegro

Christoph W. Druckenmüllers „Concerto in G“ bot ein lebendiges, energisches, mitreißendes Allegro, gefolgt von einem herrlich melancholischen Adagio, warm, weich, wundervoll. Den Abschluss markierte ein festliches Allegro mit sehr ausgekostetem Schlusspunkt.

Sehr emotional und berührend war das nächste Werk auf dem Programmzettel, Händels „Largo“ aus der Oper „Xerxes“, eine Transkription für die „Königin der Instrumente“, die nicht auf große Effekte setzt, sondern als Ganzes bewegte, gerade weil sie so andächtig ist.

Zwischen Tradition und Moderne

Den Weg in die moderne Musik beschrieb Grünert unter anderem mit Percy Fletchers „Festival Offertorium“, einem Stück, das sich im Spannungsfeld bewegt zwischen Tradition und Moderne und hörbar Akkorde der Populärmusik des 20. Jahrhunderts voraus nimmt.

Eine der charmanten Überraschungen erlebten die Gäste auch hier mit William Wolstenholmes „Allegretto“, einem leichten Stück mit einem Thema, das in verschiedenen Facetten erscheint und tanzbar anmutet, an die frühen Salonmusiken denken lässt. Auf einen fantastischen Mittelteil folgte die Rückkehr zum anfänglichen Leitmotiv. Ein reizendes Stück mit fast humorvollem Ende.