Gelsenkirchen-Buer. . Sabine Murza ist Europas einzige Bauchsängerin. Im November feiert die gebürtige Erlerin ihre Heimatpremiere in Buer.
„Hömma, datt is ja schön, datt wir getz hier so’n schönen Artikel kriegen inne WAZ“, ist Kalle begeistert. Er ist eine Kanalratte mit Liebe zu Königsblau. Auf Kohle geboren – zumindest im Herzen. In Wirklichkeit entstammt er der Fantasie von Sabine Murza. Sie ist Europas einzige Bauchsängerin, steht als „Murzarella“ auf der Bühne und wurde selbst im Schatten des Parkstadions geboren.
„Ich hab ein Faible für Puppen“, erklärt sie, die auf ihrer Internetseite humorvoll gesteht, dass immer, wenn sie eine solche in die Hand nahm, jene plötzlich anfing zu reden.
Künstlerin steht erst seit zwei Jahren auf der Bühne
Das Besondere in ihrem Fall: Die textilen Gesellen singen. Eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass der weit geöffnete Mund zu den Grundlektionen im Gesangsunterricht gehört. Unvorstellbar fast, dass „Murzarella“ die Lippen nicht bewegt und den Mund geschlossen hält. Dabei sind dem Repertoire noch nicht einmal Grenzen gesetzt. „Es geht alles“, so die gebürtige Erlerin. „Ich denke, dass ich so lange als Sängerin aktiv bin, dass ich mir diese Souveränität erarbeitet habe. Im Alter von 25 Jahren hätte ich das noch nicht gekonnt. Heute schaffe ich es, die Räume für die Stimme innerlich zu öffnen.“
Erst seit zwei Jahren steht „Murzarella“ mit ihrem Programm auf der Bühne. „Ich habe mich lange nicht getraut.“ Das Kuriose daran: Die Bauchsängerin, die mittlerweile in Baden-Baden lebt, spielte noch nie in ihrer Heimatstadt Gelsenkirchen. Bislang. Nun steht im November die Heimatpremiere an. Das freut nicht nur sie. „Auch der Kalle ist schon ganz aufgeregt.“
Harte Prüfung: Premiere fand in Dortmund statt
Zumal der durch eine harte Prüfung musste: Die Ruhrgebietspremiere fand in Dortmund statt. Mit Schalke-Schal. Das ließ sich die Kanalratte nicht nehmen. „Das Publikum hat uns gefeiert“, erinnert sich Sabine Murza und betont: „Die Puppen leben wirklich.“ Drei sind es an der Zahl, mit denen sie ihr Programm rockt.
Kalle ist für Heavy Metal zuständig, Kakadu Dudu singt gern Schlager und die elegante Buchhalterin Adelheid gibt klassische Opernarien zum Besten. Auch sie übrigens freut sich auf das Gastspiel in Gelsenkirchen. „Es ist mir eine Ehre“, kommentiert sie.
Lehre am Amtsgericht Gelsenkirchen
Sabine Murza fand früh zu ihrer Leidenschaft, nahm aber erst recht spät Unterricht. „Als Kind habe ich für mich gesungen. Ich wollte immer Rock ’n’ Roll-Musik machen.“ Zunächst aber absolvierte sie eine Lehre. „Ich bin gelernte Justizfachangestellte – beim Amtsgericht Gelsenkirchen. Ich habe einen ordentlichen Beruf gelernt“, scherzt sie, die sich dadurch den Gesangsunterricht finanzierte und schließlich doch auf den Bühnen der Republik stand. Auch auf der des Musiktheaters im Revier. Vor allem Musicals waren ihr Ding.
Daneben ist sie vielseitig aktiv, singt Rock und Jazz, ist Sprecherin beim Fernsehen und lässt singen – ihre Puppen. Vielleicht die anstrengendste aller Tätigkeiten. Im Gespräch nämlich wird deutlich, die drei sind ganz schön frech. „Ich bin der Beste. Ich bin der eigentliche Star der Show“, verkündet Dudu selbstbewusst. Das zu beurteilen, haben Bueraner im Winter selbst Gelegenheit.