Gelsenkirchen-Buer. . An der Hochstraße wurde nicht so sehr gefeiert. Unterstützer wünschen sich, dass die Caritas-Einrichtung eigentlich nicht notwendig sein müsste.
„Wir haben viele Schicksale miterlebt, viele Probleme gelöst. Es waren oft schwere Zeiten – aber wir haben das Beste daraus gemacht“, sagt Luise Bossmeyer. Sie ist seit der ersten Stunde im Weißen Haus aktiv. Umso mehr freut es sie, heute, beim 25-jährigen Jubiläum, ihre Erinnerungen beisteuern zu können: „Es war eine gute Zeit.“
Das Weiße Haus war und ist in Buer ein Synonym für Hilfe. Eine Anlaufstelle, die nicht Endstation ist, sondern Wendepunkt sein will für Menschen in schwierigen Verhältnissen, jenen, die wohnungslos sind, jenen, die auf eine warme Mahlzeit angewiesen sind, eine Dusche, eine Möglichkeit, die Wäsche zu waschen.
Impuls kam aus der Bürgerschaft
Den Beginn des Hauses und seiner Geschichte markiert das Engagement von Elisabeth Kuhn. „Sie war der Motor und hat alle in der Gemeinde einbezogen“, weiß Peter Spannenkrebs von der Caritas. Die rührige Bueranerin aktivierte sowohl die Diakonie als auch die Caritas. Jahrelang teilten sich die Verbände die Trägerschaft, bis 2014 die Diakonie ausstieg. Seither ist die Caritas alleiniger Träger – und wird das auch bleiben. „Den Standort aufzugeben, das stand für uns nie zur Disposition“, betont Spannenkrebs. Die Stadt habe die Unterstützung etwas ausgebaut. Auf private Spenden sei man dennoch angewiesen. Denn der Bedarf bleibe bestehen.
„Trotz aller Freude über das Jubiläum ist da auch die andere Seite. Wäre es nicht besser, wir würden heute feststellen, das Haus ist überflüssig? Davon sind wir aber weit entfernt.“ Vielmehr gelte es auch weiterhin, Lobbyarbeit zu betreiben. „Das gesellschaftliche Klima hat sich geändert. Menschen, die am Rande stehen, werden pauschal abgeurteilt.“
Das Weiße Haus sei notwendiger denn je
Auch Bürgermeister Werner Wöll sieht in dem Jubiläum des Hauses keinen Grund zum ausgelassenen Feiern. „Es gibt Frauen, die sich für einen Schlafplatz prostituieren, und Männer, die in Zelten, Wohnwagen oder Abbruchhäusern leben.“ Dabei dürfe man nicht die Kritik, sondern die Hilfe in den Vordergrund stellen. „Ob Mietschulden, Trennung, Tod des Partners oder psychische Probleme, der Grund ist letztendlich egal.“ Problematisch: „Heute werden Wohnungen schneller geräumt als früher.“ Das Weiße Haus sei „heute notwendiger denn je“.
Unter den Gratulanten ist auch Propst Markus Pottbäcker, selbst eher selten im Haus zu Besuch. „Aber die Menschen, die hier essen, kommen zu uns ins Pfarrbüro und holen sich die Scheine. Ich finde es wichtig, dass die bei uns auftauchen. Damit einfach der Kontakt da ist.“ Besonders lobt er die ehrenamtlichen Helfer. „Ich weiß, es gibt hier viele Menschen, die sagen, wir setzen etwas gegen die Not. Die Menschen wahrzunehmen, ihnen ins Gesicht zu schauen, dass das hier geschieht, das macht mich froh.“ – „Liebe deinen Nächsten“, ruft da ein regelmäßiger Besucher aus der letzten Reihe. Ein frommer Wunsch in diesen Tagen.