Gelsenkirchen-Horst. . Am Schloss Horst wird wieder ein Gaudium gefeiert. Mit Reiterspielen, alter Technik, Stoffen und Speisen wird das Mittelalter wiederbelebt.
Eine große Flamme steigt empor über den Köpfen der Besucher. Sie stehen im Rund und jubeln. Da folgt schon die nächste Flamme. Was für ein Spektakel, das Gaukler Robert hier bietet. Die Zuschauer sind gebannt – und erleben fasziniert mittelalterliches Entertainment.
Gaukler Robert von Anfang an dabei
Der Mann, der hierfür verantwortlich zeichnet, ist das Gesicht des Gaudiums. Seit der ersten Stunde. „Ich habe mit 21 Jahren begonnen, als Clown, Jongleur und Zauberer zu arbeiten und kann Feuerschlucken, Feuerspucken und Feuerjonglage“, sagt Gaukler Robert und erklärt, dass er erst durch das Festival rund um das Schloss Horst dazu kam, dies alles in den historischen Kontext zu setzen.
Gleich mehrere Kunststücke zeigt er hier, die vielleicht auch schon den Schlossherren Rutger von der Horst erfreuten. Damals wie heute gilt: „Die Kleinkunst ist sehr effizient.“ Obgleich das Feuerspucken zu den vergessenen Künsten zählt.
„Ich reize das Publikum und baue Spannung auf. Wenn dann die erste Flamme kommt, ist die Begeisterung groß.“ Das wissen auch die Veranstalter vom Förderverein Schloss Horst, vom Kulturreferat und der Bürgerstiftung. „Nach dem ersten Gaudium hat man mir gesagt, ich bin für den Rest meines Lebens gebucht.“ Zumal jener Gaukler, dessen Konterfei alle Plakate ziert, natürlich nicht fehlen darf.
Bögen nach historischem Vorbild
Auf dem Weg zur Vorburg steht „Jackpitty“, alias Fred Wolf, mit seinem Stand. Er baut und verkauft Bögen nach historischem Vorbild. „Diese Kunst ist nicht vom Aussterben bedroht. Aber sie kommt nicht so zur Geltung. Die Jugend läuft heute mehr mit dem Smartphone herum.“
Dabei sind Pfeil und Bogen ein Jahrtausende altes Kulturgut. „Die kamen natürlich auch hier in Horst zum Einsatz. Zur Jagd oder im Kampf.“ Und sie sahen so aus wie der, den der „Bogenmann“ in den Händen hält. Allein das Material der Sehne habe sich geändert. Die bestehe heute weder aus der namensgebenden Tiersehne, noch aus Flachs oder Leinen. „Das war nämlich sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit. Dadurch ging so manch eine Schlacht verloren.“
Inszenierte Baustelle
Wer sich schon immer fragte, wie eigentlich die Menschen früher so grandiose Bauwerke wie die alten Kirchen bauen konnten, kommt an der Vorburg auf seine Kosten. Eine inszenierte Baustelle gibt Aufschluss. Herzstück ist ein früher Kran. Der hebt seine Lasten dank ausgeklügelter Technik und Menschenkraft. Eine junge Dame führt das vor und schreitet in einem hängenden Laufrad voran. Die Kraft wird übersetzt und hebt einen schweren Stein, auf dem zudem ganz lässig ein junger Mann steht. „An dieser Dombauhütte führt die Gruppe Experimentum die alten Techniken vor“, sagt Wolf Hoffmann vom Förderverein Schloss Horst.
7. Museumsfest Gaudium rund um Schloss Horst
Zurück auf dem Marktplatz. Der größte Spaß für die Kleinen ist hier ein handbetriebenes Riesenrad – jedoch von überschaubarer Größe. Ein charmantes Angebot. Daneben gibt es Ungewöhnliches: Kleidung aus Fellen, Trinkhörner, alte Stoffe. Und Musik von der Band mit dem unaussprechlichen Namen „Satolstelamanderfanz“. „Wir machen postgotischen Ethnoswing“, erklärt Tara Nagel das, was bis eben das Publikum begeisterte.
Wie früher über dem Feuer
Dann erzählt sie: „Wir haben vor 18 Jahren angefangen, also lange, bevor der Trend entstand. Bis heute leben wir unsere Musik.“ Noch mehrfach werden sie am Wochenende auf der Bühne stehen. Jetzt aber ist Pause. Eine gute Zeit, sich gleich daneben die Essenstände anzuschauen. Wer mutig ist, versucht sich an einem Stück der ganzen Schweine, die da wie früher über dem Feuer brutzeln.
Lebendige Historie am Schloss Horst