Buer. . Eine ganz alltägliche Fahrt der Linie 222 endet abrupt auf der Polsumer Straße. Zeugen stellen sich Täter in den Weg, verhindern weiteren Angriff.

Die Fahrt der Linie 222 von Marl nach Buer fand am Donnerstag der vergangenen Woche auf der Polsumer Straße in Hassel ein abruptes Ende: Nach einem Angriff durch einen Fahrgast musste Busfahrer Martin K. blutüberströmt mit einem gebrochenen Nasenbein, einem Bluterguss am Auge und mehreren Prellungen ins Marien-Hospital gebracht werden. Nur durch das Einschreiten von mehreren Fahrgästen konnte Schlimmeres verhindert werden. Sie stellten sich dem Täter in den Weg, so dass er kein weiteres Mal zuschlagen konnte. Der Täter, ein 29 Jahre alter Mann aus Gelsenkirchen, betätigte die Notöffnung der Mitteltür, verließ den Bus und flüchtete betont unauffällig in Richtung Buer. Dank der genauen Personenbeschreibung durch eine Zeugin konnte der Schläger kurze Zeit später festgenommen werden.

Eine Woche danach sind die sichtbaren Spuren dieses brutalen Angriffs verheilt, „aber oben drin, das wird bleiben“, spielt der 54-jährige Busfahrer auf die Erinnerung an diesen Vorfall an. „Quasi aus dem Nichts“ habe der Fahrgast ihn angegriffen, offenbar unzufrieden über den Fahrstil. „Ich habe den Bus in Bewegung gesetzt in dem Moment, als der Mann seinen Sitzplatz einnehmen wollte“, erzählt Martin K. Dass er dabei leicht in den Sitz gedrückt wurde, habe ihm nicht gepasst. Noch während der Fahrt stand der Mann auf, ging nach vorne, bedrohte den Fahrer zunächst verbal. Martin K. brachte den Bus zum Stehen. Dabei ging der Fahrgast zu Boden, stand im nächsten Moment wieder auf, um K. ins Gesicht zu schlagen. Das Abwehren der Schläge gelang nicht. K. wollte die Enge der Fahrerkabine verlassen, fiel auf die Knie und erhielt weitere Schläge auf den Schädel. Der Täter ging nach hinten, um den Bus durch die Mitteltür zu verlassen. Doch sie ließ sich nicht öffnen. „Mach’ die Tür auf, sonst hau’ ich Dir noch eins in die Fresse“, drohte der 29-Jährige. Da standen geistesgegenwärtig vier, fünf Fahrgäste auf, bildeten eine „Mauer“, verhinderten den weiteren Angriff. Schließlich fand der Täter den Hebel für die Notöffnung der Tür, verließ in Ruhe den Bus.

Martin K. geht mit seinen Schilderungen des Vorfalls bewusst an die Öffentlichkeit, um sich zu bedanken bei den anderen Fahrgästen, die ihn beschützen und den Täter abwehren konnten. Aber auch um zu erzählen, wie schnell man am Steuer eines Linienbusses in eine lebensbedrohliche Situation geraten kann. Nach 30 Jahren im Dienst für die Vestische muss er feststellen, dass das Verhalten in der Öffentlichkeit immer rauer wird: „Früher wusste man: Wer unten liegt, der hat verloren. Heute wird weiter drauf eingeschlagen.“ Martin K. ist vorerst arbeitsunfähig, befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung. Der Täter, so hat es die Polizei ermittelt, ist ein Mann ohne festen Wohnsitz und stand zur Zeit der Tat offenbar unter Drogeneinfluss. Ihn erwartet jetzt ein Strafverfahren.