Gelsenkirchen-Buer. . Freiwilliges Simulations-Training im Schockraum des Bergmannsheils soll die Patientensicherheit weiter erhöhen. Instructoren kamen aus Berlin.

„Nach fünf Minuten fangen Sie an, sich Sorgen zu machen - trotz der Plastikhaut“. Dr. Christian Afflerbach, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Bergmannsheil, hat vor einer Leinwand Platz genommen und beobachtet sein Team. Zumindest einen Teil davon.

Der ist im Schockraum damit beschäftigt, den Notfall zu simulieren. An einer Puppe, die fast jede Situation darstellen kann – Luftnot zum Beispiel oder einen Herzstillstand. „Irritiert war ich, dass sie zwar sprach, aber die Lippen nicht bewegte“, sagt eine Pflegerin.

Realitätsnahe Szenarien

Etwa 30 Mitarbeiter des Traumazentrums haben sich von Freitag bis Sonntag von externen Rettungsprofis schulen lassen. Instruktoren des renommierten Instituts für Patientensicherheit und Teamtraining (InPass) aus Reutlingen haben dazu realitätsnahe Szenarien erzeugt. „Alles wirkt absolut echt“, erläutert Christian Afflerbach. „Wir trainieren alle denkbaren Situationen: Wir legen besondere Drainagen und Zugänge, machen Luftröhrenschnitte, reanimieren, spritzen Medikamente. Und die etwa 80 000 Euro teure Puppe reagiert auf das Tun.“

Während des Trainings werden die Aktivitäten gefilmt und in einen Raum übetragen, wo der Rest des Teams zuschaut. Bei dem anschließenden De-Briefing wird die Übung analysiert und diskutiert. „Die jungen Kollegen tanken ein unglaubliches Selbstbewusstsein bei diesen Übungen“, freut sich Afflerbach, als eine Mitarbeiterin am Sonntagmorgen über Routinen spricht, die ihr in diesen beiden Tagen bewusst und zwischenzeitlich sogar selbstverständlich geworden sind.

140 Einsätze im Jahr 2017

140 intensivmedizinische Trauma-Einsätze hat das Team des Bergmannsheils im Jahr 2017 bearbeitet. Am letzten Freitag waren es alleine neun Fälle. Das Bergmannsheil ist eines von sieben zertifizierten überregionalen Trauma-Zentren in NRW.

Im Schockraum der Klinik werden Patienten behandelt, die verschiedene meist lebensbedrohende Verletzungen in verschiedenen Körperregionen aufweisen. „Bei der Versorgung dieser Schwerstverletzten zählt jede Minute, da arbeiten die Ärzte gegen die Zeit“, erläutert Konzernsprecherin Sabine Ziegler.

Routinen überprüfen

Dabei arbeiten die bis zu 15 Spezialisten starken Teams im Schockraum parallel. „Drei Minuten nach der Einlieferung sind Lungen und Becken geröntgt. Nach weiteren 27 Minuten muss der Patient so stabilisiert sein, dass eine Computertomographie möglich ist“, sagt Ziegler. Danach geht es weiter in den OP oder auf die Intensivstation.

„Das Simulationstraining, das sich das Bergmannsheil 12 500 Euro kosten lässt“, so Afflerbach, diene dazu, Routinen und Standards zu überprüfen und die Teams mit besonderen Stresssituationen vertraut zu machen, die Patientensicherheit weiter zu erhöhen. Übrigens sind die Trainer nicht irgendwelche Theoretiker, sondern Praktiker. Als Instruktor war unter anderem Dr. Gerd Schröder nach Gelsenkirchen gereist – ein Notfallmediziner aus dem Unfallkrankenhaus Berlin, eine „der größten Unfallkliniken der Republik“, so Afflerbach.