Gelsenkirchen-Erle. . Innogy hat in Erle ein innovatives System installiert. Mit der Kombination aus Photovoltaik, Wärmepumpe und Eisspeicher gilt es als „Weltneuheit“
Alle reden über die Energiewende – in Erle findet sie bereits statt: Um das neue Verkaufsgebäude der Bäckerei Zipper an der Cranger Straße samt Café-Bereich im Winter zu beheizen und im Sommer zu kühlen, hat Innogy dort ein innovatives System installiert, das in seiner Kombination aus Photovoltaik-Anlage, Wärmepumpe und Eisspeicher als „Weltneuheit“ gilt. Erstmals im Einzelhandel wird damit ein Gebäude komplett regenerativ versorgt, sprich: Es kommt ohne fossile Energieträger wie Erdöl, Gas oder Kohle aus.
Dieser „Meilenstein zur kohlendioxid-freien Gebäudeversorgung“, wie Maike Koop vom Vertrieb der Innogy SE das Projekt bewirbt, kommt freilich extrem unauffällig daher: Zu sehen ist an dem einstöckigen Flachbau mit den bodentiefen Fenstern – nichts. Was Wunder, befinden sich die Photovoltaik-Anlage doch auf dem Dach, die Wärmepumpe in einem kleinen Technikraum und der Eisspeicher unter einem Erdhügel zwischen Neubau und St.-Bonifatius-Kirche.
Wärmespeicher und Kühlung
Wie genau das System funktioniert? „Alles reine Physik. Die Kunst besteht darin, das Ganze zu regeln“, so Arnold Berens, Geschäftsführer der Kraftwerk Solutions GmbH aus Siegburg, die die Komponenten im Auftrag von Innogy installiert hat. Konkret erzeugt die Photovoltaik-Anlage Wärme und Strom aus der Sonneneinstrahlung.
Die Wärmepumpe verteilt die so gewonnene Energie im Gebäude, während der Eisspeicher – ein Betontank gefüllt mit rund 30 000 Litern Wasser – die Energie auf einem niedrigen Temperaturniveau einlagert. Das Besondere dabei: Im Herbst und Winter dient diese umweltverträgliche Anlage als Wärmespeicher, im Hochsommer jedoch auch zur Kühlung der Verkaufsräume und des Cafés.
Idee mit Charme
„Je nach Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit entscheidet das System automatisch, ob die Energie zwischengespeichert oder dem Gebäude direkt zur Verfügung gestellt werden soll“, beschreibt Maike Kopp den entscheidenden Vorteil.
Für Unternehmer Zipper eine Idee mit Charme. „Gerade im Sommer bei Außentemperaturen um die 30 Grad heizt sich eine Gastronomie schnell auf. Da überlegen es sich Kunden dreimal, ob sie in solchen Räumen einen Kaffee trinken wollen. Von der Kühlung durch den Eisspeicher verspreche ich mir eine deutlich angenehmere Raumtemperatur.“ Berens erwartet eine Differenz von vier bis sechs Grad, „ohne die negativen Begleiterscheinungen einer Klimaanlage, die manchmal für ein Frösteln sorgt.“
Ursprünglich hatte Zipper bei Innogy wegen einer Erdgas-Brennwerttherme angefragt. „Weil wir dafür jedoch erst eine Leitung hätten verlegen müssen, kam Maike Kopp auf die Idee, die neuartige Anlage in Erle zu realisieren. Dabei hat mich das Konzept sofort überzeugt, da wir als Bäckerei großes Interesse daran haben, ökologisch nachhaltig zu arbeiten“, so Zipper.
Unabhängig vom Energiemarkt
Die Investitionskosten, bezuschusst vom Land Nordrhein-Westfalen mit einer Förderung in Höhe von 25 Prozent, übernahm Innogy, die die Anlage mit all ihren Komponenten für 18 Jahre an die Bäckerei Zipper verpachtet. „Das hatte für mich den Vorteil, nicht noch zusätzliche Kosten zu dem Bau aufbringen zu müssen. Außerdem bin ich für die nächsten Jahre unabhängig von Preissteigerungen auf dem Energiemarkt“, betont der Unternehmer Christian Zipper.