Erle. . Die Serie „Chöre im Norden“ stellt heute die „Buerschen Sängerknaben“ vor. Der achtköpfige Chor ist erst 15 Jahre alt.

„Zwischen Rheinland und Westfalen liegt die alte Freiheit ­Buer. Von den Deutschen Städten allen liebe ich die eine nur. Nie vergeß ich Deine Züge, Freiheit Buer, mein Leben lang, weil die Mutter an der Wiege mir von Deiner Schönheit sang.“ Die „Buerschen Sängerknaben“ tragen mit Inbrunst diese Ode an die Heimat vor. Die fällt ein bisschen aus dem Rahmen, weist sie doch einen hochdeutschen Text auf. Ursprünglich hat sich der kleine Chor dem plattdeutschen Liedgut verschrieben und damit der fast vergessenen Sprache der Heimat.

„Meine Eltern haben noch Platt gesprochen“, sagt Josef Suttmeyer, der Chorleiter. Und ist damit nicht alleine. „Ich habe Platt gelernt, als ich in der Evakuierung war im Münsterland“, erinnert sich Friedrich Pascoletti. Willi Stender ergänzt: „Meine ganze Familie hat Platt gesprochen. Wenn die ganze Verwandtschaft zum Schlachtfest zusammenkam, wurde nur Platt gesprochen. So habe ich das gelernt. Ich verstehe alles. Aber ich spreche nicht flüssig.“ Immerhin. Alle Sänger wissen, damit gehören sie zu den letzten Eingeweihten. Die einstige Sprache der Heimat wird so bald verloren gehen. Es sei denn, es finden sich Wege, auch junge Menschen wieder an das Plattdeutsche heran zu führen. „Vielleicht machen wir mal einen Gesangsabend“, sagt Josef Suttmeyer. Eine schöne Idee.

Ein Lied über eine Distel am Wegesrand

Josef Suttmeyer ist der Chorleiter der „Buerschen Sängerknaben“, singt aber natürlich auch selbst mit.
Josef Suttmeyer ist der Chorleiter der „Buerschen Sängerknaben“, singt aber natürlich auch selbst mit.

Die „Buerschen Sängerknaben“ nehmen das kleine Konzert für die Presse ernst. Jetzt folgt „De Dissel“. Ein Lied über eine Distel am Wegesrand. „Das soll die Menschen aufbauen“, meint der Chorleiter und zitiert die erste Zeile: „Mak doch nich so’n sur Gesicht“.

So alt die Lieder sind, so „jung“ ist der Chor. Weniger, wenn es um den Altersdurchschnitt geht. Doch man feiert in diesen Tagen erst das 15-jährige Bestehen. „Die Initiative zum Chor kam vom Heimatverein. Der machte plattdeutsche Abende“, sagt Josef Suttmeyer. „Die ersten Chormitglieder kamen aus den Kirchenchören St. Urbanus und St. Konrad. Zwölf waren wir damals“, ergänzt Friedrich Pascoletti. Heute seien sie acht Männer. Eine Frau war nie dabei. Weil plattdeutsches Liedgut Männersache ist? „Um Himmels Willen, nein“, beteuern alle und machen deutlich, wie sehr sie sich über Nachwuchs in ihren Reihen freuen würden – männlich wie weiblich. Zudem habe man mittlerweile auch einige hochdeutsche Stücke im Repertoire.

Konzerte gehören zum Jahreslauf

Wenige Wochen nach der Gründung absolvierte der Chor seinen ersten Auftritt. Seither gehört das Singen von Konzerten fest zum Jahreslauf. Mittlerweile sind es zahlreiche. Immer im Frühling und vor Weihnachten, fast immer in Seniorenheimen. Die freuten sich über solch Abwechslung, sagen die Sänger. Ob sie nicht mal vor anderem, jüngeren Publikum auftreten wollen? Die Antwort fällt schmal aus. Der Eindruck aber ist: Die Herren würden gern, wären sie denn sicher, man wolle ihr plattdeutsches Liedgut dort hören.

Dabei sind die Sänger engagiert bei der Sache und überaus charmant im Vortrag. Sogar Humorvolles haben sie parat. Das stellen sie nun unter Beweis, wenn sie einen alten Küster besingen, der mit seinem Spiel dennoch die ganze Kirche zum „Brausen“ bringt. „Wenn use Köster Üörgel spiellt, dann brust de ganze Kiärk.“

>>> INFO: WAZ stellt Chöre im Norden vor <<<

Unter dem Titel „Chöre im Norden“ stellt die WAZ-Buer in lockerer Folge Chöre aus dem Erscheinungsgebiet vor.

Wenn auch Sie ihren Chor vorstellen möchten, können Sie sich in der Redaktion melden. Entweder per Mail an redaktion.buer@waz.de (Stichwort: Chöre im Norden) oder telefonisch unter 9309229.