Gelsenkirchen-Scholven. Umbruch in Scholven: St. Josef sucht Privatleute, die Stationen nach der Kirchen-Schließung Pfingsten 2018 übernehmen und öffentlich ausstellen

„Alle Jahre wieder“? In St. Josef gilt eher der Lied-Refrain „Ein letztes Mal“: Die Kirche im Herzen Scholvens wird Pfingsten 2018 geschlossen. Der Neuanfang, wie er mit dem Weihnachtsfest verbunden ist, wird in dem 1973 eingeweihten Gotteshaus nie wieder gefeiert. Dass die Gläubigen diese Festtage also mit besonderer Wehmut begehen: Gemeindeleiter Diakon Axel Büttner weiß es nur zu gut.

Trotzdem mag er lieber von Auf- als von Abbruch sprechen – und plant samt Gemeinderat die Zeit nach dem Umzug ins Don-Bosco-Zentrum an der Feldhauser Straße 208. Dazu gehört auch, eine neue Heimat für 14 Kreuzweg-Bilder zu finden. Vier Privatleute haben bereits zugesagt, die Bronze-Arbeiten auf ihren Grundstücken öffentlich auszustellen.

Geist der Gebete

„Der Kreuzweg ist uns ganz wichtig. Er ist Teil der Gemeinde und atmet den Geist der Gebete von Gläubigen, die mit ihren Sorgen in die Kirche gekommen sind“, betont Diakon Büttner und weist auf einen ganz blank gewischten Kruzifix-Querbalken einer Kreuzweg-Station hin.

„Die Menschen haben diesen Abschnitt immer wieder beim Beten angefasst, dadurch ist er ganz hell geworden.“ Die massiven Bronze-Arbeiten des Bildhauers Joseph Krautwald (1914-2003) sollen als ein Stück Heimat möglichst in Scholven bleiben und nicht abgegeben werden an irgendeine Gemeinde am anderen Ende der Welt.

Gesichter zeugen vom Schmerz

Dass Büttner (61) den Aufruf gerade im Advent öffentlich machte, ist nicht nur der (Zeit-)Not geschuldet, das Gotteshaus nach der letzten heiligen Messe am 21. Mai 2018, 9.45 Uhr, zeitnah zu räumen. „Kreuzweg und Krippe hängen doch eng zusammen! Ohne Jesu Tod und Auferstehung würde seine Geburt keine Rolle spielen.“

Abgegeben werden die 14 Kreuzweg-Stationen freilich nicht nur an Interessierte, die sie an der Fassade ihres Privathauses befestigen wollen. „Es reicht, wenn die Figuren zu bestimmten Anlässen öffentlich ausgestellt werden können, etwa Karfreitag zur Kreuzweg-Andacht. Dazu reicht auch eine mobile Stele oder eine andere andere Befestigungsmöglichkeit aus“, erläutert Anja Schuchardt, ehrenamtliches Mitglied im Pfarrgemeinderat und im Arbeitskreis „Wirtschaftlichkeit“ des Pfarrei-Entwicklungs-Prozesses. Sie und ihr Mann werden eine Station übernehmen.

14 verschiedenen Szenen

Die Bronze-Arbeiten greifen in 14 verschiedenen Szenen den Weg Jesu von der Verurteilung bis zum Tod am Kreuz auf: die Kreuznahme, sein Straucheln unter der Last, die Begegnungen mit seiner Mutter und Simon, der ihm tragen hilft, den Kleiderraub und wie er ans Kreuz genagelt wird. Die Figuren sind eher holzschnittartig gestaltet, die Gesichter allerdings zeugen vom Schmerz aller Beteiligten.

Kontakt: Wer Interesse an einer Kreuzweg-Station hat, kann sich melden unter Telefon 30900