Buer. . Er ist sozusagen die legitime Steigerung von Max Merkel, dem 1975 in Schalke gescheiterten „Meistermacher“. Max Merkel verabschiedete sich nach seiner Entlassung mit dem Satz: „Das schönste an Gelsenkirchen ist die Autobahn-Auffahrt nach München“. Als Vincenc Els vier Jahre vorher das erste Mal in die S04-Hochburg kam, sagte er: „Ich wusste gar nicht, dass Gelsenkirchen eine Autobahn-Abfahrt hat.“

Er ist sozusagen die legitime Steigerung von Max Merkel, dem 1975 in Schalke gescheiterten „Meistermacher“. Max Merkel verabschiedete sich nach seiner Entlassung mit dem Satz: „Das schönste an Gelsenkirchen ist die Autobahn-Auffahrt nach München“. Als Vincenc Els vier Jahre vorher das erste Mal in die S04-Hochburg kam, sagte er: „Ich wusste gar nicht, dass Gelsenkirchen eine Autobahn-Abfahrt hat.“

Was Max Merkel nicht geschafft hat, sollte Vincenc Els auf beeindruckende Art gelingen: Der gebürtige Kölner fand im Pott eine zweite, neue Heimat. Fangemeinde inklusive. 1971 hatte ihn sein Freund Uli Lüke überredet, die Geschäftsführung in seiner neuen Kneipe, dem LoN an der Hagenstraße, zu übernehmen. „Es war in der Zeit, als du jeden Tag irgendwo einen interessanten Job angeboten bekommen hast“, erinnert sich Vincenc Els. Der gelernte Meß- und Regeltechniker, der zu der Zeit einen festen Job bei Bayer in Dormagen hatte, ließ sich nicht zweimal bitten. „Ich war Surfer und wollte in die Welt“, sagt er heute. Und über Jobs in Düsseldorf habe er festgestellt: „In der Kneipe verdiene ich das Doppelte als bei Bayer“.

Am 21. Dezember 1971 zapfte Vinc, wie ihn die Schüler nannten, die ihre Freistunden und Abende bald regelmäßig im „Fuck“ verbringen sollten, sein erstes Bier an der Hagenstraße. Das „Fuck“ wurde Kult. Wahrscheinlich gibt es keinen Schüler, der in den letzten 45 Jahren sein Abi in Buer gebaut hat, der den Laden mit dem Kamel auf dem Tresen, den riesigen Fenstern und der kleinen Bühne nicht kennt. Zehn Jahre sollte Vinc bleiben und die Kneipenszene im Stadtnorden beleben. Irgendwann „bin ich aus dem Fuck rausgewachsen“, da wurden ihm die Schüler zu jung, er baute kurzerhand die Destille auf, gab später noch ein Zwischenspiel im „Maxi“.

Die Welt erkundete er in den Jahren auch. „Ich steh ja schließlich nicht morgens auf und spüle Gläser“, verkündet er lachend. Hans Helfgens Wirtschaftswunder-Reisebericht „Ich radle um die Welt“ hatte ihn inspiriert, nach Brasilien zu reisen. „Das war ein Traum“, aber irgendwie nicht Abenteuer pur. Die touristischen Pfade waren bereits erkundet, der große Blonde aus Gelsenkirchen konnte Manaos und den Amazonas nur im Schatten anderer Langnasen bewundern. „In Mexiko dachte ich, ich könnte mich zu den Klippenspringern setzen und mitspringen“, erzählt er. Doch die hatten da bereits erkannt, dass man mit dem Nervenkitzel Kohle machen kann und verlangten Geld. Ende der Romantik.

Vincenc Els besann sich auf seine Surfleidenschaft, durchpflügte die Wellen vor dem griechischen Peloponnes. Er entdeckte die Malerei, besuchte die Werkkunstschule in Köln, ließ sich zum Gürtler ausbilden und verarbeitete Messing, Kupfer und Zink zu dekorativen Kunstgegenständen. „Ich wollte immer zu viel“, sagt er. „Ich renovier’ meine Kneipe ja auch noch während eines Konzerts.“

Seine Kneipe, das ist seit 19 Jahren die Oisin Kelly Gallery an der Brinkgartenstraße. Die Liebe zu der Grünen Insel und ihrer Musik kam später. „Anfangs war es ein Konzept, jetzt ist es Berufung“, sagt er lächelnd. Und möchte sich, so scheint’s, lobend auf sein schwarz-weiß kariertes Hemd klopfen. „Hab’ ich doch toll formuliert, oder?“ 2018 will er das 20-Jährige feiern. Und danach? „Ich bin fit und gesund“, sagt der Mann, der sein Alter aber auf keinen Fall in der Zeitung lesen möchte. Ja, er würde gerne etwas Neues machen. Von einem Jazzkeller träumt der leidenschaftliche Trompetenspieler, „mit Treppe runter und schlechter Lüftung“. Und von der Idee, sinnvoll etwas für die Umwelt zu tun. „Ich würde gerne den Riesenstaubsauger entwickeln, der das ganze Plastik aus dem Meer fischt“.