In Hassel werden mehr als 500 Haushalte mit Kohle beheizt. Mieter sorgen sich – weil Wohnungsgesellschaft nicht in neue Energien investieren.

  • In Hassel werden auch im Jahr 2017 noch mehr als 500 Haushalte mit Kohle beheizt
  • Mieter sorgen sich, weil ab dem 1. Januar 2019 keine Deputatkohle mehr geliefert wird
  • Doch gerade die großen Wohnungsgesellschaften wollen ihre Häuser nicht sanieren

Wenn die Panne in den 60er Jahren auf Schicht ging, hatte die ganze Familie Maloche. Kohle für den heimischen Ofen im Keller bunkern war dann angesagt.

Eine schweißtreibende Arbeit, die mit Idylle so wenig zu tun hatte wie die Emscher mit einem klaren Gebirgsbach.

Förderung nur für Hausbesitzer

Die mittelgroßen Kohleberge vor den Haustüren sind inzwischen fast komplett aus dem Stadtbild verschwunden. Sonne, Wind, Fernwärme und Gas gelten als die Energieträger der Zukunft. Doch es gibt sie noch, die Menschen, die ihre Wohnung mit Kohle befeuern.

Allein in Hassel wird in mehr als 500 Haushalten mit dem fossilen Brennstoff geheizt. Im nördlichen Gelsenkirchener Ortsteil, so hat das Stadtteilbüro Hassel.Westerholt.Bertlich herausgefunden, sind das immerhin 27 Prozent. Mehr als jeder vierte.

„Rhein-Ruhr-Invest scheut Investitionen“

Und die meisten eint die Sorge um die Zukunft. „Was sollen wir machen, wenn Ende 2018 die Deputatkohle gestrichen wird“, fragt zum Beispiel Ronald Wetklo, der in einem Häuschen der Rhein-Ruhr-Invest zur Miete wohnt. Mit der Unsicherheit ist er nicht alleine. „Über 300 Häuser, größtenteils mit Kohleheizungen, sind im Besitz der Rhein-Ruhr-Invest“, weiß Ingrid Lettmann von der Hasseler Mieterinitiative HAMI.

„Rhein-Ruhr-Invest tut sich schwer“, sagt Dirk Ruß, Stadtplaner im Stadtteilbüro Hassel.Bertlich.Westerholt. „Die scheut jegliche Form von Investition“. Hier zeigt sich ein Dilemma.

Programme wenden sich an Hauseigentümer

„Kohleöfen sind sicher nicht die erfolgversprechenden Energieträger der Zukunft. Umweltpolitisch müssen wir aus der Kohle raus“, hatte Manfred Leichtweis, SPD-Ausschussvorsitzender im Umweltausschuss, bereits im letzten Jahr verkündet. Und der städtische Energieberater Norbert Mohr hatte ein Beratungsangebot zur „Erneuerung von Kohleheizungen“ in Aussicht gestellt. Ist aber alles gar nicht so einfach. Denn die Programme, die auch über das Stadtteilbüro vermittelt und aus diversen Töpfen bezuschusst werden, wenden sich fast ausschließlich an Hauseigentümer.

Zwar können auch Wohnungsgesellschaften subventioniert werden, wie das Stadtteilbüro im Fall der Venovia zeigt: Im Rahmen des Projektes „Energielabor Ruhr“ wird der Wohnkomplex an der Geschwisterstraße denkmalgerecht saniert. „Auch für Rhein-Ruhr-Invest könnte ein Fördersatz realisiert werden“, so Russ, aber die Verantworlichen sprechen ja nicht. Übrigens auch nicht mit der WAZ.