Gelsenkirchen-Resse. . Der Verein „Gartenfreunde Resse“ wird in diesem Jahr einhundert Jahre alt. Früher diente er den Ressern zur Selbstversorgung und sogar als Heimstatt

1917. Es herrscht Krieg. Die Resser leiden Hunger. Da lädt ein freiwilliger Hilfsausschuss ins katholische Vereinshaus ein. Man will sich selbst helfen, einen Obst- und Gartenbauverein gründen, mit der Ernte die Vorratskammern füllen. Am 1. Oktober wird die Gründungsurkunde unterschrieben. Die „Gartenfreunde Resse“ sind geboren.

„Damals haben sich 150 Leute gemeldet, die Mitglied werden wollten“, weiß Gudrun Beineke, die heutige Vorsitzende. Doch so viele Gärten gibt es nicht. Trotz der großen Nachfrage und ebenso großer Bemühungen der Initiatoren kommt es erst 1933 zum ersten Spatenstich für die Parzellen. „Warum das so lange gedauert hat, dafür ist der Grund nicht überliefert.“

Bewohnte Lauben

Es sind vor allem Bergleute, die nun an der Ahornstraße Obst- und Gemüse anbauen, sogar Kaninchen und Hühner halten. „Das war damals noch erlaubt.“ Noch mehr ist erlaubt in der Gründerzeit der Anlage: Die Lauben dürfen bewohnt werden. Das ist die Rettung für manch einen, der im 2. Weltkrieg alles verliert aber auch für junge Ehepaare.

Mehrfach ändert die Anlage nun ihre Gestalt. Der Bau der Reichsautobahn fordert Tribut: Einige Gärten fallen ganz weg, andere teilweise. Dafür wird nach dem Krieg die Anlage deutlich vergrößert.

Frauengruppe stemmt die Feste

In den 50er Jahren kehrt langsam der Alltag zurück – in Resse wie in ganz Deutschland. Das Wirtschaftswunder lässt den Menschen Zeit für Hobbys und ein Vereinsleben. Das blüht nun auf, an der Ahornstraße.

1960 gründet sich die Frauengruppe. Die 30 Damen stemmen so manch ein Fest, sind die guten Geister. 1964 folgt eine Jugendgruppe. „Das Interesse war groß an der Mitgliedschaft bei den Gartenfreunden“, sagt Gudrun Beineke, die selbst seit 42 Jahren mit ihrem Mann einen Garten ihr Eigen nennt. „Das war dann zwanzig Jahre nicht so und heute haben wir wieder Wartelisten.“

Neuer Trend

Die Gärten sind wieder begehrt. Selbstversorgung liegt im Trend. „Glücklicherweise haben vor allem junge Leute Interesse. Mittlerweile sind wieder so viele Kinder hier, dass wir sogar die Weihnachtsfeier für die Kleinen wieder haben aufleben lassen.“ Die Anlage mit ihren 111 Gärten vollzieht einen Generationenwechsel. „Im letzten Jahr haben wir 14 Gärten neu vergeben. Meist aus Altersgründen.“

Die kleinen grünen Oasen sind beliebt – auch wenn sie viel Arbeit machen. Da sind allein die Vorschriften. Nur ein Drittel der Fläche steht zur freien Verfügung. Ein Drittel sollte Rasenfläche sein, der Rest dem Obst- und Gemüseanbau gewidmet – mindestens. Die Selbstversorgung ist zudem eine Philosophie, ein Hobby, eine Leidenschaft.

Supermarkt ist günstiger

„Vieles bekommen sie im Supermarkt günstiger, als wenn sie es anbauen“, weiß Gudrun Beineke. „Eine Ersparnis ist der Garten nicht mehr.“ Der Materialeinsatz sei hoch, vom Arbeitsaufwand nicht zu reden. Wer die Natur liebt, nimmt das aber gerne auf sich, meint die Vorsitzende. Denn die Zeit im Kleingarten ist für den passionierten Gärtner wir Urlaub. Damals wie heute.

Der Geburtstag des Vereins wird im Rahmen des Sommerfestes am 1. und 2. Juli gefeiert. An beiden Tagen gibt es Angebote für Kinder und ein Bühnenprogramm .