Gelsenkirchen-Buer. Heinrich Markgraf legte rund 2000 Kilometer auf dem Sattel zurück. Auf zwei Etappen ging es von Flensburg und von Salzburg jeweils nach Fulda.

Radfahren, so heißt es, macht den Kopf frei für neue Ideen. Auf einer der üblichen Tagestouren erfuhr Heinrich Markgraf, wovon sein Freund und Kumpel Dietmar immer schon träumte: eine Radtour vom Nordkap bis nach Sizilien. „Zu weit, zu lang, zu wenig Zeit, zu alt“, lauteten Markgrafs Einwände. Aber einmal Deutschland von Nord nach Süd zu durchqueren, das müsste doch möglich sein, bot sich als Kompromiss an. Dietmars Tod durchkreuzte unerwartet diese Pläne. Zu seinem Gedenken stieg Heinrich Markgraf aufs Rad, um in zwei Etappen rund 2000 Kilometer zurück zu legen.

Die Teilstrecken führten im vergangenen Jahr im Frühjahr/Sommer von Flensburg nach Fulda sowie im Herbst von Salzburg nach Fulda. „Meistens waren es 60 bis 80 Kilometer, höchstens aber 90 Kilometer am Tag“, berichtet der 68-Jährige von der Tour im Zickzack-Kurs. Flensburg und Salzburg erreichte er mit dem Zug, dort übernachtete er in zuvor gebuchten Unterkünften, Zwischenstationen legte er unterwegs bei Freunden, Verwandten, Bekannten und ehemaligen Klassenkameraden ein.

Man kann nach Lust und Laune radeln

Dass er solo unterwegs war, machte ihm nichts aus. „Man kann nach Lust und Laune radeln und sich auch schon mal verfahren“, beschreibt er die Vorteile des Alleinreisens. Außerdem: „Mit Whats-App ist man doch nicht allein“, verweist er auf die Vorteile der elektronischen Begleitung durch ein mobiles Telefon.

Heinrich Markgraf erlebte die Weite links und rechts des Ochsenwegs, der durch Schleswig-Holstein führt, das turbulente Hamburg und Dörfer, wo es schon lange keine Geschäfte mehr gibt.

Im Regen und im Sonnenschein

Es gab Tage im Sonnenschein und im Regen, aber nicht einen einzigen, an dem ein Plattfuß die Streckenplanung vereitelt hätte. „Es war schon toll, wie man in Deutschland mit dem Rad fahren kann, abseits der großen Straßen, auf Landwirtschaftswegen, umgebauten Bahntrassen und entlang von Flüssen“, zieht er eine durchweg positive Bilanz, auch wenn die korrekte Beschilderung unterwegs auch mal zu wünschen übrig ließ.

Heinrich Markgraf: „Ich bin die Tour ohne Navigationsgerät nur nach Karte gefahren und öfter von einem Fernradweg zum anderen gewechselt. Ich habe mich auch hier und da verfahren, aber ich wollte mir den Weg durch Deutschland und durchs Leben suchen. Und dazu gehört, dass man hier und da auch mal vom Weg abkommt.“

In Wickerstedt sorgte ein Haus für Aufmerksamkeit

Im thüringischen Wickerstedt bei Apolda machte er eine interessante Entdeckung: ein Schalke-Haus, das mit Schalke-Logo, blau-weißer Fahne und einem geradezu philosophischem Wandspruch auf sich aufmerksam macht. „Schalker ist das Höchste, was ein Mensch auf Erden werden kann“, heißt es dort auf einer Giebelseite. Auch wenn Markgraf nicht mit dem Eigentümer sprechen konnte, so schätzt der ehemalige Augenoptiker doch die menschlichen Begegnungen. Freundliche Gespräche am Wegesrand oder in den Gaststätten am Abend sorgten für Abwechslung oder so manch eine Streckenempfehlung.

So traf er in Halle auf einen Radler aus der Schweiz, der sich ebenfalls allein auf den Weg gemacht hatte. Dessen Tour begann in Rostock und sollte zum Bodensee führen. Diese Idee, Deutschland einmal diagonal zu durchkreuzen, will Markgraf, demnächst umsetzen. „Aber nicht in diesem Jahr“, schränkt er ein. Jetzt stehen erst einmal wieder Tagestouren auf dem Programm.