Die „Jecken vom Pütt“ stehen kurz vor der Premiere ihrer Regenbogenparty und stoßen auf unerwartete Probleme.

„Wir arbeiten zusammen, gehen in dieselben Geschäfte, in dieselben Kneipen. Warum sollen wir nicht gemeinsam feiern?“ Reinhard Ostermanns Frage scheint zunächst rhetorisch.

Doch dann erzählt das Vorstandsmitglied der „Jecken vom Pütt“, dass es so selbstverständlich dann doch wohl nicht ist, dass Heterosexuelle und Homosexuelle die fünfte Jahreszeit gemeinsam begehen – im Stadtnorden ebenso wenig wie im ganzen Revier.

Zurückhaltung ist groß

Die Jecken vom nördlichsten Verein der Stadt betreten in diesem Jahr Neuland: Erstmals laden sie zu einer Regenbogenparty ein. Das gab es noch nie in der Stadt. „Es gibt ein buntes Programm für ein buntes Publikum.“ Gerade in die Session passt eine solche Veranstaltung. Sollte man meinen.

Doch die Zurückhaltung ist groß. „Viele Menschen, die wir angesprochen haben, sagen, in meiner Position kann ich mir das nicht erlauben.“ Die Gäste, die schon Karten gekauft haben, kommen aus der Ferne. „Die reisen aus Bottrop, Oberhausen und Essen an. Aus Buer sind ganz wenige dabei.“ Bislang.

Zeichen für Toleranz

Denn noch gibt Reinhard Ostermann die Hoffnung nicht auf, ein Zeichen setzen zu können für Toleranz. Zumal es vor ein paar Jahren in Buer noch ein gutes Miteinander gab. „Mittlerweile gibt es keine Angebote mehr, die sich auch an gleichgeschlechtliche Paare richten. Das ist sehr rückläufig.“ Der Karnevalist hat auch eine Erklärung: „Die Gesellschaft hat sich verändert. Durch die Durchmischung ist die Denkweise eine andere geworden.“

An ihrem Vorstoß, eine Regenbogenparty im närrischen Treiben der Stadt zu etablieren, wollen die Jecken gerne festhalten. „Wir möchten gerne in den nächsten Jahren weiter machen. Aber wir brauchen auch Gäste. Und wir werden uns Mitstreiter suchen müssen.“ Einige positive Signale gibt es jedoch auch.

Unterstützung aus Bottrop

„Es kommen Frauengruppen zu uns, um unsere Idee zu unterstützen. Die kommen dann zu unserer Karnevalsparty mit ihren Männern einfach noch einmal.“ Unterstützt werden die „Jecken vom Pütt“ auch von der Bottroper Tanzschule „Tanzpalette“ – auf besondere Weise. „Die haben uns für die Tombola 25 Gutscheine über einen Tanzkurs für gleichgeschlechtliche Paare gespendet.“ Eine weitere Zusammenarbeit ist geplant. Auch mit anderen Akteuren, wie der KG Regenbogen aus Düsseldorf.

Beim Programm setzte man auf eine gute Mischung. Im Großen und Ganzen ist es eine normale Party. Sie wird zwar gekrönt durch eine Travestie-Show der „Ruhrpott Diven“, das aber gab es auch schon bei den etablierten Partys der Jecken.

Keine rosa Sitzung

„Wir machen einfach eine bunte Karnevalsfeier, keine rosa Sitzung“, so Ostermann. „Wir wollen eine schöne, ästhetische Karnevalsveranstaltung organisieren bei der die Gäste mitsingen und tanzen können und gemeinsam Spaß haben. Viele haben nicht verstanden, dass Heteros genauso willkommen sind wie Homos.“

Auf die Unterstützung ersterer hofft der Jeck noch. Sie sollen helfen, Zeichen zu setzen. „Es fehlt der normale Umgang miteinander.“ Aufgeben will Reinhard Ostermann noch nicht: „Ich bin ganz zuversichtlich. Bei unserer ersten Party vor fünf Jahren hatten wir ähnliche Probleme. Seit der dritten Ausgabe sind wir ausverkauft.“