Vor einem Jahr wagten Stefanie und Martin Schulze Schleithoff das Experiment Solidarische Landwirtschaft. Jetzt werden sie die Anteile erhöhen

  • Vor einem Jahr wagten Stefanie und Martin Schulze Schleithoff das Experiment Solidarische Landwirtschaft
  • Im nächsten Jahr sollen die Anteile von bisher 180 auf 305 erweitert werden
  • „Ab März bin ich wieder Vollerwerbslandwirt“, freut sich Martin Schulze Schleithoff

Auf dem selbst gezimmerten Holztisch stapeln sich die Kohlköpfe. Weiße und rote sind heute im Angebot. Winterkohlrabi und Kartoffeln werden ebenfalls in die grünen Boxen gepackt, wenn die Solawi-Mitglieder eintrudeln und ihren Gemüse-Anteil für die nächste Woche abholen. Mitten im neuen Abholzelt sorgt ein großer Bollerofen für heimelige Wärme.

Vor einem Jahr sind Stefanie und Martin Schulze Schleithoff das Wagnis Solidarische Landwirtschaft eingegangen. Zwölf Monate später strahlen sie. „Ab März bin ich wieder Vollerwerbslandwirt“, sagt Martin, der zur Zeit noch nebenbei in einem Futtermittelhandel ein Zubrot verdient. „Landwirtschaft macht wieder Spaß. Der Erfolg hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.“

Freitags wird die Ernte eingefahren

Rückblende: 60 Menschen, so hatten sich Stefanie und Martin Schleithoff im Januar 2014 ausgerechnet, müssten sie von ihrer Idee begeistern. Dann könnte das Projekt der fairen, transparenten und nachhaltigen Landwirtschaft auf dem 12,5 Hektar großen Hof in Resse gelingen. Solawi (solidarische Landwirtschaft) heißt dieses Konzept, bei dem Gemüse und Gemeinschaft gleichermaßen wachsen.

Immer freitags können die Genossenschafts-Mitglieder ihre Ernte einfahren. Je nach gezahltem monatlichen Beitrag (von 16 bis 158 Euro) bekommen sie frisches Gemüse, Obst und Apfelsaft, Eier von freilaufenden Hühnern und Fleisch. Von Tieren, die Tageslicht sehen und auf Weiden leben dürfen.

Neues Gemüse entdeckt

180 Anteile hatten die beiden Jungunternehmer innerhalb von zwei Stunden vergeben. „Die Leute haben Schlange gestanden, um ein Anmeldeformular auszufüllen“, erinnert sich Stefanie. Und das Interesse ließ nicht nach. „Wir haben eine Warteliste“. Im nächsten Jahr sollen die Anteile daher auf 305 erweitert werden.

„Wunderbar“, schwärmt Denise. Die Mutter der dreijährigen Zwillinge Charlotte und Johanna ist seit Beginn dabei. „Früher habe ich immer überlegt, was ich kochen soll“, sagt sie. Heute müsse sie überlegen, was sie mit dem gelieferten Gemüse anfangen könne. Und entdeckt dabei so manches Gemüse, das nie auf ihrem Speiseplan stand. Rote Beete habe sie nie gekauft, heute gehöre das Rübengemüse zu ihren Lieblingsspeisen.

Wöchentlicher Ausflug auf den Bauernhof

Für die Zwillinge ist der wöchentliche Ausflug auf den Bauernhof Erlebnis pur. Gerade haben die Kids mit der ebenfalls dreijährigen Clara, der Tochter von Steffie und Martin, Kastanien gesammelt. Die möchten sie den Bentheimer Schweinen bringen.

Drei dieser mit schwarzen Flecken versehenen Tiere trollten sich Anfang 2016 in den Außenboxen. Inzwischen sind es 14, die neugierig jeden Besucher mit ihrem Grunzen und entgegengestreckten Strom-Stecker-Näschen begrüßen. Auch den sich nähernden Kids. Martin beobachtet das Schauspiel, nimmt den Kleinen die Kastanien mit dem Kommentar ab: „Der Bauer macht das mal“.