Der Bergbau geht, die Bergschäden bleiben – jedenfalls noch jahrelang. Dass es nur noch wenige Pütts mit eng begrenzten Abbaugebieten gibt, macht die Folgen nicht weniger dramatisch.

Das zeigen Zahlen, die der Verband Bergbaugeschädigter Haus- und Grundeigentümer (VBHG) jetzt an seinem Hauptsitz in Herten vorgelegt hat. Auch für das Vest steht damit fest: Bergschäden sind auch in Zukunft ein aktuelles, ernstzunehmendes Thema.

VBHG in Herten am 12.04.2006 Johannes Schürken Foto: QUICKELS, Wolfgang
VBHG in Herten am 12.04.2006 Johannes Schürken Foto: QUICKELS, Wolfgang © WAZ

Das gilt in besonderer Weise in Haltern-Lippramsdorf, unter dem das Bergwerk Auguste Victoria (Marl) Kohle abbaut, und im wenige Kilometer weiter westlich liegenden Altendorf-Ulfkotte, das durch die Tätigkeit des Bergwerks Lippe (Herten) erschüttert wird. In Altendorf ist der VBHG zurzeit in 175 Schadenfällen aktiv, in Lippramsdorf sind es 70. Wobei dies nur die Spitze des Eisbergs ist: Nach Schätzungen von Vorstandsmitglied Johannes Schürken geht nur etwa jeder fünfte Fall über den Tisch des Verbandes, die übrigen Betroffenen verhandeln allein mit dem Bergbau.

VBHG in Herten am 12.04.2006 Jürgen Wibelitz 1. Vors. Foto: QUICKELS, Wolfgang
VBHG in Herten am 12.04.2006 Jürgen Wibelitz 1. Vors. Foto: QUICKELS, Wolfgang © WAZ

Das allerdings wird immer schwerer, so erleben es jedenfalls die Bürger in Bergschadensgebieten. Für VBHG-geschäftsführer Detlev Finke liegt die Konsequenz auf der Hand: „Immer wichtiger ist für die Betroffenen kompetente Unterstützung.” Eben die biete der Verband, der technische, juristische und kaufmännische Fachkunde aus einer Hand gewährleiste – und das für durchschnittlich nur 100 Euro Jahresbetrag, wie Vorstandsvorsitzender Jürgen Wiebelitz betont.

Mehr als 30 Millionen Euro an Reparaturleistungen und Minderwertentschädigungen hat der VBHG für seine Mitglieder erstritten, deren Zahl auf mehr als 21 000 gestiegen ist; 2007 kamen allein weitere 1100 hinzu. Im letzten Jahr haben die 38 Mitarbeiter insgesamt 7700 Schadenfälle bearbeitet; die Abwicklung dauert jeweils zwischen sechs Wochen und drei Monaten. Achim Sprajc von der Geschäftsführung: „Ins Jahr 2008 sind wir mit 6200 Prüf- und Regulierungsaufträgen gestartet. Wir haben Arbeit satt.”

Das Beben im saarländischen Saarwellingen am 23. Februar war auch für den bundesweit tätigen VBHG ein ganz außergewöhnliches Ereignis. Mit Auswirkungen bis ins Vest. Johannes Schürken geht davon aus, dass die Zusage der RAG, den Abbau durch das Ende 2008 schließende Bergwerk Lippe unter Altendorf-Ulfkotte doch vor dem Ortskern zu stoppen, eine der Folgen der 20-Millionen-Schäden an der Saar ist.

Jede Menge Risse

Die meisten Kommunen im Kreis Recklinghausen und auch Gelsenkirchen sind schon lange keine Bergbaustädte mehr. Es gibt nur noch zwei Zechen (Auguste Victoria und Lippe). Trotzdem aber weiterhin jede Menge Bergschäden. Der VBHG hat 2007 (in Klammern 2006) diese Zahl von Fällen reguliert: Kreis RE 980 (1000), Haltern am See 105 (150), Herten 221 (230), Marl 108 (95), Recklinghausen 240 (250), Dorsten 240 (205), Gelsenkirchen 814 (700).