Die Geschichte von Buer begann schon weit vor 1000 nach Christi. Die erste urkundliche Erwähnung stammt vom 1. April 1003
Buer zählt zu den ältesten Keimzellen des besiedelten Emschertales. Erste Hofgruppen bildeten sich nördlich der Emscherniederung schon weit vor 1000 nach Christi. Einer der größte „Flecken” dieser Höfe entstand „op de boeren” - auf einer Erhebung, wie „Buer” plattdeutsch gedeutet wird, am Ausläufer des Vestischen Höhenrückens.
Die erste namentliche Erwähnung ist in der berühmten Urkunde vom 1. April 1003 zu finden, in der Erzbischof Heribert von Köln die Schenkung von „drei Hufen und einem Zehnten von vier weiteren Hufen” in „Puira” (frühe, vielleicht missglückte Schreibweise von Buer) an die Benediktinerabtei Deutz dokumentiert. 1147 bestätigte Papst Eugen III. Heriberts Schenkungen und listete auch eine „ecclesiam Buron” auf. Dass dieses Buron dem westfälischen Buer entspricht, ist unumstritten.
Schon wenige Jahre später, 1160, wurde die „ecclesiam Buron” in einem Deutzer Verzeichnis als Pfarrkirche geführt – Zeichen für eine dörfliche, gemeindliche Entwicklung. Zwölf Bauerschaften rankten sich nach und nach um das kleine Buer und bildeten über lange Zeit sein Kirchspiel. 1223 wurde die erste steinerne Kirche im romanischen Stil errichtet, die wohl einen Holz- oder Fachwerkbau ersetzte und später gotisch umgebaut wurde.
Schon in recht früher Zeit entwickelte sich im Kirchspiel ein reges Rittertum. Allein rund um Buer etablierten sich ab Mitte des 13. Jahrhunderts zehn Burgen und Ritterhäuser, das bedeutendste mit größtem Grundbesitz und Einfluss auf dörfliche Leben, Haus Berge, entstand 1264. Durch die Vestische Landstraße, die von Recklinghausen über Buer nach Duisburg führte, und eine Nordsüdverbindung, die später zum „Gahlenschen Kohlenweg” ausgebaut wurde und von Witten und Bochum kommend zur Lippe nach Dorsten führte – Handelsstraßen mithin – stieg der Ort zu einer Ackerbürgerschaft auf, in der bald auch Handwerker und vor allem Händler lebten.
1448 verlieh der Kurfürst Dietrich von Moers Buer die Freiheitsrechte, die eine stadtähnliche Selbstverwaltung ermöglichte und dazu beitrug, dass Buer ein stabiles Dorfleben entwickelte. Von Unglücken blieb das Dorf dennoch nicht verschont: Die größte Katastrophe erlitt Buer im Mai 1688, als eine Feuersbrunst 85 der 90 Häuser vernichtete.
Bereits 1811 stieg Buer zur „Mairie” auf und verwaltete auch die ehemaligen Burgfreiheiten Westerholt und Horst sowie Teile des Kirchspiels Gladbeck. Dieses Privileg und der Vorteil, nach wie vor Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen zu sein, brachten Alt-Buer Mitte des 19. Jahrhunderts einen Entwicklungsschub: Erste höhere Schulen gründeten sich, ein Krankenhaus eröffnete – und die Eisenbahn kam. Mehr und mehr Geschäfte zierten das Dorf.
Doch erst die Kohle brachte Buer zur Blüte: 1873 begann Hugo Honigmann vor den Toren des Dorfes mit dem Abteufen von Hugo I, dem ersten Schacht der Zeche Hugo. Bei einer Teufe von 287,3 Metern stießen die Bergbau-Pioniere erstmals auf das Schwarze Gold – das Abenteuer Kohle hatte begonnen. Buer mit seinen 5000 Menschen erwachte aus der bäuerlichen Idylle und erlebte eine nicht geahnte wirtschaftliche, gesellschaftliche und urbane Entwicklung. Weitere Zechen folgten, die immer neue Zuwanderer anlockten. Längst war das Dorf zu eng geworden, die Zechengesellschaften errichteten Kolonien. Die erste entstand 1892. Um die Jahrhundertwende galt Buer als aufstrebende Stadt und baute fleißig an der Infrastruktur.
Auch eine neue Kirche leistete sich die Gemeinde. 1904 zählte Buer über 40 000 Einwohner. Repräsentative Geschäftsneubauten festigten Buers Ruf als Einkaufsstadt. Noch bevor 1912 das neue Rathaus eingeweiht wurde, erhielt die Stadt 1911, auf 67 000 Bürger angewachsen, die Stadtrechte. 1922 überschritt Buer die Grenze von 100 000 Einwohnern, wurde Großstadt und erhielt einen OB, der die Stadt 1928 in die Vereinigung mit Gelsenkirchen und Horst führte.
Zum Thema
Am 1. April jährt sich zum 80. Male der Zusammenschluss der Städte Buer und Gelsenkirchen sowie des Amtes Horst zur neuen Stadt Gelsenkirchen(-Buer). In einer Reihe von Beiträgen würdigt die WAZ dieses Ereignis.