Bei einer Führung durch Schloss Horst erfuhren Kinder Interessantes über Gewürze, Kloaken und abgestorbene Füße.

Mit reichlich harten Fakten wurden die Kinder beim museumspädagogischen Ferienprogramm im Schloss Horst konfrontiert. Tod, Pest und abgestorbene Gliedmaßen waren Gegenstand der anderthalbstündigen Führung. Fünf Kinder zwischen sechs und acht Jahren nahmen teil und hatten keine Angst. Und gespielt haben sie auch.

Im Rittersaal lernen die kleinen Besucher zunächst, dass dort im Mittelalter keine Frauen geduldet waren. „Heißt ja auch Rittersaal”, triumphiert Felix (6). Da muss Praktikantin Maria Amara, die die Kleinen durchs Schloss führt und ansonsten Kunstgeschichte und Archäologie studiert, natürlich schmunzeln. Kurze Zeit später sorgt sie selber für Gelächter bei den Jungen und Mädchen. „Was haben die Leute früher denn gegessen?”, fragt sie. „Beeren”, schlägt ein Kind vor. Maria Amara schüttelt den Kopf: „Nein, ich glaube nicht, dass sie extra Bären getötet haben.” „Nein, süße Beeren”, kommt es zurückgekichert.

Und was kommt nach dem Essen? „Wisst ihr, was ein Kloakenschacht ist?” Kopfschütteln. Das Stichwort „Toilettensystem” lässt Felix einen Gedankenblitz kommen: „Das ist so wie in der Emscher.” Genau, nur dass die Abwässer damals in den Wassergraben geleitet wurden. Und weil die armen Menschen daraus trinken mussten, verdünnten sie das Wasser mit keimfreiem Bier, um nicht krank zu werden.

Im Kaminzimmer geht es dann zum ersten Mal um den Tod. Viele Skelette ziert die in den oberhalb des Kamins eingearbeitete Bibelszene „Ezechiel - Auferstehung der Toten”. Die Kinder scheint das nicht zu gruseln. Stattdessen lassen sie sich von Maria Amara erklären, dass nur richtig reiche Leute sich so ein Relief haben anfertigen lassen konnten.

Im Keller schlägt den jungen Zeitreisenden eine kräftige Gewürzwolke entgegen. Hauptsächlich liegt der Duft von Muskat in der Luft. Aber „Gewürzhändler” Benjamin Bork hat noch andere Waren im Angebot. Und er erklärt den Kindern, woher Pfeffer, Ingwer, Zimt und Knoblauch stammen, erzählt von der Seidenstraße in China und davon, dass man von zu viel Muskatnüssen high wird oder sogar stirbt.

„Dann wollen wir mal sehen, ob ihr im Mittelalter ein Feuer anbekommen hättet”, fordert die Schlossführerin die Kinder spielerisch heraus. Mit einem kleinen Stahlbügel und einem Feuerstein versuchen sie sich im Funkenschlagen, und lassen die Gegenstände in ihren Händen aufeinanderkrachen. „Ich hab' einen!”, ruft Lilly (8) stolz, als sie dem Stein einen kleinen Blitz entlockt. Nach und nach klappt es bei den anderen Teilnehmern auch. Auch beim Peitschenkreisel, einem mittelalterlichen Spielzeug, dauert es eine Weile. Aber nur Maike (6) und ihr Bruder Lukas (8) bringen den Holzkegel mit der Schnur ins Rotieren.

Lautlos schreitet Doktor Schnabel herein, ein behandelnder Arzt während der Pest. Mit Stock, Kapuze und vor allem Schnabelmaske hielt er damals Patienten auf Abstand. „Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben”, sagt er den Kindern und erzählt von den Todesopfern der Pest in Europa und abgetrennten Gliedmaßen infolge des „Antoniusfeuers”. Die Kinder bleiben cool, auch wenn ihnen zwischendurch mal ein „Igitt” entfährt.