Im Schaffrath in Gelsenkirchen will Straßen.NRW zahlreiche Bäume an der A 2 fällen. Neupflanzungen wird es nicht geben. Anwohner protestieren
- Im Schaffrath in Gelsenkirchen will Straßen.NRW zahlreiche Bäume an der A 2 fällen
- Etwa 35 Anwohner halten den Kahlschlag für eine Alibi, um Kosten für Forstarbeiten zu sparen
- Der Protest formiert sich. Bürger finden Unterstützung bei der SPD und den Grünen
„Sie rückten mit Riesenbaggern an“, erzählt Thorsten Gabe. Als die Kettensäge aufjaulte, schwante dem Schaffrather Böses. „Im Auftrag von Straßen.NRW ist eine Firma an der Wildrossstraße aufgetaucht und wollte die Bäume an der Autobahn fällen“, berichtet Gabe.
„Zwischen den beiden Autobahnbrücken über die A2 an der Rungenbergstraße und der Giebelstraße plant Straßen.NRW einen Kahlschlag“, will Gabe von den Mitarbeitern der beauftragten Firma erfahren haben. Gabe und seine Nachbarn sind entsetzt. Sie befürchten noch weiteren Lärm, eine höhere Feinstaubbelästigung und mehr Dreck.
Protestaktion gestartet
Inzwischen haben die etwa 35 Anwohner eine Protestaktion gestartet, haben Politik mobilisiert. Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD), Bezirksverordneter Karl Henke (Bündnis 90/Die Grünen) und Markus Töns (SPD-MdL) haben den Bürgern ihre Unterstützung zugesagt.
Was genau Straßen.NRW auf dem etwa ein Kilometer langen Stück an der A2 konkret plant, war von dem Landesbetrieb gestern nicht zu erfahren. „Es handelt sich um ganz normale Gehölzpflegearbeiten“, erklärte Markus Miglietti, Sprecher von Straßen.NRW, zunächst. Man habe eine Verkehrssicherungspflicht. Kranke und zu hohe Bäume müssten gefällt werden.
Keine Ersatzpflanzungen
Wieviele das auf dem Teilstück im Schaffrath sein werden? weiß Miglietti nicht. „Wir haben 1000 Kilometer Autobahn zu betreuen. Ich habe keine Ahnung“. Auf die Bitte, den zuständigen Dienstleiter in der Autobahnmeisterei Dorsten noch einmal zu befragen, erklärte Miglietti: „Es steht noch nicht fest, was wegkommt“. Und nein, Ersatzpflanzungen seien nicht vorgesehen. „Das regelt die Natur von selbst. Das dauert nur ein paar Jahre“, so Miglietti.
Anders als jeder andere Grundstücksbesitzer in der Stadt muss sich Straßen.NRW nicht an die Baumsatzung halten. Das bestätigte Stadtsprecher Oliver Schäfer auf Anfrage. „Arbeiten an planfestgestellten Straßen wie Autobahnen fallen nicht unter die Baumschutzsatzung“, so Schäfer. Straßen.NRW hätte die Stadt über die Maßnahme informiert. „Das Ausmaß ist uns aber nicht bekannt“.
SPD-Landtagsabgeordneter bittet zum Gespräch
Der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Töns, der in Düsseldorf im Unterausschuss Landesbetriebe und Sondervermögen sitzt, hat inzwischen um einen Termin mit der Geschäftsführung von Straßen. NRW gebeten. Genau wie Markus Gabe will und wird er sich nicht notwendigen Baumfällungen wiedersetzen.
„Die Verkehrssicherungspflicht ist ein wichtiges und nachvollziehbares Argument, um Bäume zu fällen“, sagen Gabe und Töns unisono. „Soweit ich das im Schaffrath sehe, ist das aber eine Ausrede für Straßen.NRW“, so der Landtagsabgeordnete. Ein Anwohner vermutet noch Schlimmeres: „Straßen.NRW betreibt das Abholz-Spiel im ganzen Land. Die wollen schlicht anfallende Kosten für Forstarbeiten sparen.“