Der Verein für Orts- und Heimatkunde organisiert eine Fahrt auf die Halde in Gelsenkirchen, die normalerweise für Besucher geschlossen ist

  • Der Verein für Orts- und Heimatkunde organisiert eine Fahrt auf die Halde in Gelsenkirchen
  • Normalerweise ist das Landschaftsbauwerk zwischen Eon-Kraftwerk und BP-Raffinerie für Besucher geschlossen
  • 38 Millionen Tonnen Bergematerial wurden für die höchste Erhebung im Revier abgekippt. Anschließend wurden 200 000 Bäume gepflanzt

Nein, eine verbotene Stadt gibt es am Stadtrand von Gelsenkirchen nicht. Aber eine verbotene Landschaft. Oder besser: ein an normalen Tagen nicht begehbares Landschaftsbauwerk. Über 200 Meter hoch und etwa 50 Hektar groß. Die Halde Scholven, der wohl höchste und wahrscheinlich auch älteste künstliche Berg der Region.

„Bereits 1934 wurde hier das erste Material angeschüttet“, erzählt Dr. Gerd Escher, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde in Buer. „Damals noch vom Hydrierwerk Scholven“. Am Montagnachmittag hat Escher zu einer Busexkursion auf die Halde geladen und 50 Interessierte kamen. Wollten hinauf auf den Berg, der sich zwischen Eon-Kraftwerk im Osten und BP-Raffinerie im Westen erhebt.

Die Heimat von Oben

„Ich wollte die Welt mal von Oben sehen“, sagt Reimund Klein. Der Scholvener hat seinen Freund Peter Kraski mitgebracht. Einen Bottroper, der jede Silvesternacht auf der Halde mit dem Tetraeder feiert. Natürlich hält Kraski zunächst Ausschau nach der Skihalle und dem markanten Stahlgerüst.

„Da liegt meine Heimat“, strahlt er nach einem kurzen Rund-Um-Blick. Am Horizont sucht das Duo nach weiteren bekannten Punkten. „Das könnte der Gasometer in Oberhausen sein“, stellt Reimund Klein eher fragend fest. „Hier oben sieht alles ganz anders aus“, entschuldigt sein Kumpel Kraski die Unsicherheit.

Bis 1987 wurde geschüttet

Klarheit in die geografische Ungewissheit bringen Heimatkundler wie Gerd Escher – „da sieht man die Halde Hoheward mit dem Horizontobservatorium auf dem Plateau“ – und Klaus Herzmanatus. Letzterer erkennt natürlich auf Anhieb „seinen“ Schacht 2 Hugo am Fuße der Rungenberghalde.

„Bis 1987 haben sie hier geschüttet“, berichtet Gerd Escher. Die Ruhrkohle habe etwa 38 Millionen Tonnen Bergematerial abgekippt. Und anschließend aufgeforstet. Über 200 000 Bäume sollen es inzwischen sein – Erlen, Linden, Rotweiden, Eschen und Akazien. Anschließend kamen die Zäune. Aus versicherungstechnischen Gründen, man habe immer noch Angst vor dem Abrutschen von Erdmaterial, erläutert Escher.

„Schade“, findet das Hannelore Ciemniak. Sie ist begeistert von dem Ausblick, könnte sich auf dem Plateau wunderbar ein Ausflugslokal für bis zu 100 Menschen vorstellen. „In den Alpen kriegen die das doch auch hin“, wischt sie Einwände vom Tisch. Die verbotene Landschaft hat am Montag wieder ein paar neue Fans gefunden. Schade, dass man nicht einfach mal rauflaufen darf.