Gelsenkirchen-Buer. Das Leben im Quartier bereichern und Nachbarschaften entstehen lassen oder stärken, das hatte sich die Arbeitsgruppe des Quartiersnetzes Buer-Ost zur Aufgabe gemacht.
- Anwohner von Linden-, Pfefferackerstraße und Spinnweg gehen auf die Straße
- Sie feiern im Quartier Buer-Ost das erste Nachbarschaftsfest
- Jung und Alt arbeiteten bei den Vorbereitungen zusammen
„Im Moment bin ich glücklich“, sagt Dr. Wilfried Reckert. Er steht auf dem Grün, inmitten der Straße „Am Spinnweg“. Auf der Bühne spielt eine Band. Der Platz füllt sich. „Ich habe das Gefühl, die Menschen saßen hinter den Gardinen und haben abgewartet. Jetzt kommen sie raus, setzen sich dazu und kommen mit den anderen ins Gespräch.“ Genau so sollte es sein, beim ersten „Tag der Nachbarschaft“, der ganz zwanglos die Bewohner des Quartiers Buer-Ost zusammen bringen wollte.
Sicher, es könnten auch mehr Menschen unterwegs sein. Das findet auch Reckert. Aber er weiß um das Problem: „Buer-Ost gibt es nicht im Verständnis der Menschen. Das muss sich in Quartiersprozessen erst ausbilden. Die Menschen fragen sich: Gehöre ich dazu oder nicht? Das haben wir schon in den Vorbereitungen gemerkt.“
Für diese Organisation des Tages zeichneten im Vorfeld rund 40 Menschen verantwortlich. Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters. „Das war sehr schön“, so Reckert. „Besonders spannend war die Arbeit mit dem Jugendrat. Jugendliche und ältere Menschen haben ja sonst schon mal Probleme. In der Organisation lief das aber perfekt.“
Bühne und Bierwagen
Vor der Bühne und am Bierwagen sind viele Besucher zu finden. „Hier ist was los“, so lautet die Botschaft. Und die zieht an. „Ich finde den Ansatz super“, freut sich Julia Beuermann von der Musikschule „Musikus“. Aus ihrem Hause unterstützen zwei Bands, „Against the law“ und „Streitpunk.t“, das Programm. „Ich sehe wenig Menschen, die mit ihrem Handy beschäftigt sind. Alle unterhalten sich wirklich – das ist toll.“
An einigen Stellen auf den für den Nachmittag gesperrten Straßen stehen Tische, an denen Kaffee getrunken wird. Aus ihnen hatte eine lange Kaffeetafel werden sollen. Da hatte man auf die Anwohner gehofft, die eigene Tische und Stühle mitbringen. Das aber taten nur wenige. „So funktioniert die Selbstorganisation wohl noch nicht“, so Reckert, „aber wie die Tische stehen, das ist auch egal.“
Viele Gespräche geführt
An einer Stelle, unweit der Bühne, ging das Konzept auf. Dort baute Andrea Samosny ihren Tisch auf. An dem sitzen jetzt Freunde und die Familie. „Ich finde das schön. Man lernt sich mal kennen“, meint Anne Baumeister. Die Freundin kam aus Essen nach Buer. „Wenn es in Essen so etwas gäbe, fände ich das gut.“
Nur ein paar Meter weiter, auf der Straße „An den Flachskuhlen“, steht der Tisch der ZWAR-Gruppe Buer und an ihm Renate Hüsson. „Das ist toll. Ich habe viele Gespräche geführt, hatte nur positive Resonanz.“ Dazu gesetzt hat sich aber keiner. „Da müssen vielleicht noch Hemmungen abgebaut werden.“ Das könnte beim nächsten Mal schon besser gehen, meint sie. Und Wilfried Reckert verrät, das soll es geben. Einmal im Jahr soll der „Tag der Nachbarschaft“ Menschen aus dem Quartier zusammen führen.
Kostenloser Pflaumenkuchen
Am Ende der Straße haben sich die Bewohner eines Hauses an der Lindenstraße zusammen gefunden. In ihm wohnt Kommunalpolitiker Dr. Klemens Wittebur (SPD). Er ist Mitglied des Quartiersnetzwerkes – und begeistert. „Es kommen Leute vorbei, die kenne ich und dann setzen die sich dazu - das finde ich toll.“ Einer dieser „Kaffeegäste“ ist Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann. Auch er ist begeistert. Wie viele ist er der Meinung, es könnten ein paar mehr Menschen kommen. „Aber das muss vielleicht auch wachsen.“
Ein Blech mit Pflaumenkuchen hat der Tisch „Lindenstraße“ mit dabei. Der spricht auch die Kleinen an, erzählt Wittebur. „Vorhin kam ein Kind, das fragte, ob es ein Stück Kuchen haben könne und wieviel der kostet. Da habe ich gesagt, in der Nachbarschaft ist immer alles kostenlos.“