Gelsenkirchen-Hassel. Das Blockheizkraftwerk der Zeche Westerholt speist jetzt auch Wärme ein und versorgt demnächst einen Großteil der Häuser der Hasseler Meistersiedlung.

  • Stillgelegtes Bergwerk Westerholt sorgt nach wie vor für Energie
  • Blockheizkraftwerk speist Strom und jetzt auch Wärme in die Versorgungsnetze ein
  • Meistersiedlung erhält Anschluss an eine Nahwärmeversorgung

. Wer auf dem Pütt gearbeitet hat und deshalb Deputat bezieht, für den stellt sich die Frage nach der kostengünstigen Wärme für die eigenen vier Wände wohl kaum. Das ist auch der Grund für die Bewohner der Meistersiedlung am Rande von Hassel, warum sie immer noch der Kohle als Energielieferanten vertrauen. Doch die Front bricht auf. Etwa die Hälfte der Eigentümer hat sich für die Versorgung aus einem Nahwärmenetz entschieden. Der Spatenstich dazu wurde gleich nebenan auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Westerholt vorgenommen.

Noch in der bevorstehenden Heizperiode 2016/2015 sollen die ersten der gut 50 Siedlungshäuser an das Netz angeschlossen werden. Die Energie dazu kommt von nebenan, direkt aus dem Bergwerk, obwohl es bereits im Jahr 2008 stillgelegt wurde.

Doch das Methan strömt nach wie vor aus den Schächten, so reichlich, dass es seit 2012 in einem Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt wird, der in das öffentliche Netz eingespeist wird. Seit gestern Nachmittag wird nun auch die Abwärme genutzt, die dabei entsteht. Sie wird jetzt in die nahegelegene Fernwärmeschiene eingespeist und wird demnächst auch in Richtung Marler Straße, Egonstraße, Branderheide, Meisterweg und Valentinstraße fließen.

Baustein der Energiezentrale

Den Druck auf den roten Symbol-Knopf nahm Oberbürgermeister Frank Baranowski im Beisein seines Hertener Amtskollegen Fred Toplak und von Vertretern der Energiewirtschaft zum Anlass, die umweltfreundliche Energieerzeugung in einen übergeordneten Zusammenhang zu stellen: „Das Nahwärmenetz Meistersiedlung ist ein erster Baustein der zukünftigen Energiezentrale Zeche Westerholt im Gesamtkonzept Energielabor Ruhr, das wesentlich zur Stadterneuerung in Hassel, Bertlich und Westerholt beitragen wird.“ Eine Idee, mit der sich Gelsenkirchen und Herten gemeinsam für den Wettbewerb um Innovation City beworben hatten.

Der Zuschlag ging bekanntlich an Bottrop, ohne dass vor Ort das Bemühen um eine interkommunale und klimafreundliche Stadtentwicklung aus den Augen verloren wurde. Baranowski kann sich sogar noch weitere alternative Energienutzungen diesseits und jenseits der Stadtgrenze vorstellen: „Solarthermie und die Nutzung von Windenergie, gekoppelt mit einer Anlage zur Speicherung der Energie, sind weitere mögliche Elemente der Energiezentrale Zeche Westerholt.“

Wärme für 2000 Häuser

Die Zusammenarbeit im Energielabor ist nicht nur auf die beiden Städte Gelsenkirchen und Herten beschränkt: die RAG Montan Immobilien stellt das Gelände des ehemaligen Bergwerks zur Verfügung, Mingas Power liefert das Gas aus der Grube, Uniper Wärme betreibt das Blockheizkraftwerk und speist die Wärme in das eigene und den Strom für die Hertener Stadtwerke in das Stromnetz ein. Durch die Grubengasverwertung werden bis zu 3,6 Megawatt Wärme ins Fernwärmenetz überführt. Die Menge reicht aus, um rund 2000 Einfamilienhäuser zu versorgen.