Umweltpädagogik hautnah: Die beiden Falkner Michael Kasperski und Claudia Walter gehen mit ihren Vögeln in Gelsenkirchen in Altenheime und Schulen

Hendrik hält seinen grau-blauen Stoffgeier ganz fest in der Hand. Falkner Michael Kasperski hatte dem Jungen zuvor einen Handschuh gegeben und den versammelten Kindern in der OGS Emscherbruch erklärt, dass Greifvögel scharfe Krallen haben. Nun sitzt Hendrik ganz schön stolz da.

Hendrik und seine Spielkameraden schauen gebannt auf die schwarzen Boxen, die Kasperski und seine Partnerin Claudia Walter im Klassenraum verteilt haben, und harren gebannt der Dinge, oder sorry, der Tiere, die den Käfigen entsteigen werden.

Raus aus der virtuellen Welt

Tablet, Handy und andere virtuelle Welten haben an diesem Morgen keine Chance. Real existierende, lebende Tiere, die die Kinder sonst nur aus dem Internet oder Zoo kennen, ziehen sie in ihren Bann. „Wir wollen Kindern im städtischen Umfeld eine Begegnung mit dem Greifvogel ermöglichen“, sagt Michael Kasperski.

Umweltpädagogische Ausflüge nennt er seine Begegnungstouren zu Menschen. „Eulenbann und Federspiel“ heißt sein Tournee-Unternehmen. Denn mit seinen Greifvögeln geht Kasperski nicht nur auf die Jagd, sondern auch in die unterschiedlichsten Gruppen. Die majestätischen Tiere faszinieren gehandicapte Kinder genauso wie demente Senioren.

Antrainiertes Vertrauen

„Die Tiere haben ein unendliches Vertrauen zu uns“, erläutert Claudia Walter. „Solange wir ruhig bleiben, kann neben dem Vogel ein Mensch schreien und toben. Das Tier wird auch ruhig bleiben“. Allerdings müsse man das Vertrauen dem Vogel antrainieren. Und das dauert.

Hendrik, so scheint’s, hat momentan mehr Vertrauen zu seinem Plüsch-Geier als zu Kyra, der Sakefalke-Dame oder Vigo, dem Rotschwanzbussard. Letzterer führt sich auch nicht gerade ehrenhaft ein. Im hohen Bogen entleert er seinen Darm. So manch geübter Kirschkern-Weitspucker würde erblassen ob der Weite.

Der Uhu mit 14 Halswirbeln

Die Bildungseinheit unterhaltsame Tierkunde startet Kasperski mit dem kleinen Stainkauz. „Das ist der klügste Vogel der Welt“, sagt Kasperski und fragt: „Wie heißt er wohl?“ Zur Erleichterung ergänzt er. „Wie eine Stadt“. Und erhält die Antwort „Kölner Dom“. Athen wäre die Lösung gewesen. Auf der linken Schulter der griechischen Göttin Athene habe immer ein Steinkauz gesessen und ihr kluge Ratschläge zugeraunt. Ob Athos, der Steinkauz, auch redselig ist, verrät Kasperski an diesem Morgen nicht.

Jetzt hat erst einmal Thomas, der Uhu, seinen großen Auftritt. „Bei einer Kopfdrehung nach rechts kann eine Eule über die linke Schulter sehen. Möglich wird diese Beweglichkeit durch 14 Halswirbel“, erklärt Kasperski. Und Thomas zeigt, als hätte er seinen Falkner verstanden, das ganze Spektrum seiner Kopf-Bewegungsfähigkeit: seitliches Pendeln, Kreisen und Schaukeln. Hendrik schaut seinen Geier fragend an.