Gelsenkirchen-Scholven. . Scholven l(i)ebenswerter machen: Das ist das Ziel des sozialraumorientierten Quartiersprojekts Scholven, das die Bewohner ermutigen möchte, ihr Umfeld selbst aktiv zu gestalten. Zur Halbzeit zog Leiterin Sarah Navarro Bilanz.
- Zur Halbzeit ziehen die Verantwortlichen des Quartiersprojekts Scholven Bilanz
- Eingerichtet wurden bislang ein Stadtteilcafé und -laden
- Ziel ist es, die Bürger zu mehr Eigenverantwortung zu motivieren
Scholven: Ein Stadtteil der Gegensätze mit dem ärmeren, kinderreicheren Norden und dem wohlhabenderen, bürgerlicheren Süden (Bülse). Dass viele Menschen vor Ort nicht gerne Hilfe von Kirche, Stadt und anderen Einrichtungen annehmen: Diese Beobachtung gab vor zwei Jahren den Anstoß für den Caritasverband Gelsenkirchen, ein sozialraumorientiertes Quartiersprojekt ins Leben zu rufen. Ziel war es, mit Hilfe zur Selbsthilfe die Eigenverantwortung der Scholvener zu stärken – und da sind alle Beteiligten auf einem guten Weg, so die Halbzeit-Bilanz von Projektleiterin Sarah Navarro.
Mehr Einkaufsmöglichkeiten samt Drogerie und Metzger, sauberere Straßen und Spielplätze, weniger Lärm und Luftverschmutzung, ein Treffpunkt: Die Wunschliste, die sich aus der Bewohnerbefragung 2014 ergab, war so kurz nicht. An Struktur-Rädchen in Einzelhandel und Industrie zu drehen, liegt freilich nicht in der Macht der Projekt-Verantwortlichen. Einige Erfolge kann die 35-Jährige, unterstützt von haupt- und ehrenamtlichen Akteuren der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Buer und der katholischen St.-Josef-Gemeinde, aber sehr wohl vorweisen.
Ehrenamtliche betreiben Café
„In kostenlos zur Verfügung gestellten Räumen von St. Josef betreuen Ehrenamtliche seit einem Jahr ein Stadtteilcafé; im Januar wurde überdies der Stadtteilladen als zentrale Anlaufstelle am Marktplatz Im Brömm eröffnet.“ Seitdem können Interessierte mit Migrationshintergrund dort Deutsch lernen, Eltern treffen sich zum Frühstück, und Seniorenvertreter sowie Nachbarschaftsstifter bieten ihre Hilfe an. Was die „unansehnliche Feldhauser Straße“ angeht, so arbeite die Stadt an einer Veränderung. In Sachen Abfackeln bleibe nur, auf das Umwelttelefon zu verweisen und das Unternehmen um mehr Transparenz zu bitten.
Aus Kontakten Strukturen machen
„Insgesamt sind die Menschen aktiver geworden“, betont sie. An den Bewohnerversammlungen etwa nähmen zwischen 30 und 40 Interessierte teil. Dort könnten sie Kritik loswerden oder Anregungen weitergeben, es sei aber auch gelungen, Vereine und Gruppen im Stadtteil besser zu vernetzen. „Als die alte Hauptschule Mehringstraße über Nacht zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde, waren diese Kontakte Gold wert! So viele haben auf kurzem Weg geholfen und gespendet – klasse!.“
Diese kurzen Wege zu nachhaltigen Strukturen auszubauen, die auch nach 2018 noch funktionieren, ist ein Ziel der Essenerin. Bis dahin peilt sie die Gründung eines Fördervereins für den Stadtteilladen an und will einen Tausch-Treff für Kinderkleidung und Spielzeug sowie ein Repair-Café ins Leben rufen. Für letzteres sucht sie noch Ehrenamtliche mit handwerklichem Geschick als Verstärkung.
Schließlich will sie mit Kindergärten und anderen Institutionen das Thema Kinderarmut angehen. „Es gibt nicht wenige Minderjährige aus einkommensschwachen Familien, die Hilfe brauchen.“ Ob dies auf eine weitere Ausgabestelle der Tafel in Scholven hinausläuft, sei aber noch völlig unklar.