Gelsenkirchen-Buer. In den Katakomben des Bochumer Hauptbahnhofes laufen Bilder aus 500 stationären Kameras zusammen. Seit wenigen Tagen ist dort auch die Haltestelle Buer Rathaus aufgeschaltet.
- 500 Kameras geben Überblick über das Betriebsgeschehen an U-Bahn-Stationen und Haltestellen
- Leitstelle ist rund um die Uhr besetzt, auch wenn Busse und Bahnen nicht verkehren
- Standleitung sorgt im Notfall für eine direkte Verbindung mit der Polizei
Bildschirme und Monitore, wohin das Auge blickt. Die Leitstelle der Bogestra kennt keine Sendepause: Rund um die Uhr sorgen rund 500 stationäre Kameras für das unentwegte Flimmern in der „Herzkammer“ des Nahverkehrsunternehmens. Seit der vergangenen Woche haben Andreas Steinke, der Leiter des Betriebsmanagements, und seine knapp 60 Kollegen auch Buer im Blick.
Die vier erst kürzlich an der Haltestelle Buer Rathaus der Straßenbahnlinie 302 installierten Kameras liefern gestochen scharfe Bilder direkt in die Katakomben des Bochumer Hauptbahnhofs, wo die Leitstelle ihren Sitz hat, verborgen hinter einer unauffälligen Stahltür.
In Gelsenkirchen sind 127 Kameras für die Bogestra im Einsatz: in den unterirdischen Stadtbahn-Stationen, an den Tunnelrampen und an wichtigen Haltestellen wie an der Arena oder am ZOB Gelsenkirchen Hauptbahnhof. Während diese Bilder live auf den vielfach auch geteilten Bildschirmen in der Leitstelle zu sehen sind, werden die Daten aus den Kameras in den Bussen und Straßenbahnen zunächst aufgezeichnet und erst im Bedarfsfall auch ausgewertet.
Nur ein Teil des Sicherheitskonzepts
„Als Anfang der 70er Jahre die ersten U-Bahn-Stationen in Betrieb gingen, haben wir vielleicht über eine Hand voll Kameras geredet“, erinnert sich Andreas Steinke. Die Weiterentwicklung der Technik machte es möglich, dass das Geschehen auf den Bahnsteigen und an zentralen Haltestellen inzwischen engmaschig überwacht werden kann. „Aber Kameras sind nur ein Teil unseres Sicherheitskonzepts“, betont Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Im gesamten Betriebsgebiet, das im Norden bis nach Kirchhellen hineinreicht und im Süden auch den Ennepe-Ruhr-Kreis berührt, sind 120 Kundenbetreuer unterwegs, die jederzeit angesprochen werden können ebenso wie die Fahrerinnen und Fahrer, die per Funk mit der Leitstelle verbunden sind. Und von dort aus gibt es eine Standleitung direkt zur Polizei. Sandra Bruns: „Man verliert also keine Zeit, wenn man in einem Notfall zuerst den Kontakt mit uns aufnimmt.“
In 2,50 Metern Höhe
Der Einsatz der Videokameras obliegt den strengen Vorgaben des Datenschutzes. In Buer zum Beispiel hängen sie in einer Höhe von rund 2,50 Meter, so dass die Bilder einen Überblick nur über den unmittelbaren Haltestellenbereich liefern. Zudem sind die aufgezeichneten Bilder nicht für jeden Bogestra-Mitarbeiter frei zugänglich. Sie werden auf Anfrage von Polizei und Justiz nur von speziell dazu ausgebildeten und berechtigten Mitarbeitern im Beisein des Betriebsrates weitergegeben.
Überblick im Fahrzeug
Die Allgegenwart der Kameras macht es dem Betriebspersonal leichter, den Überblick zu bewahren. „Die Zahl der Fahrgäste ist gestiegen, die Taktzeiten sind dichter, die Fahrzeuge länger geworden“, erläutert Sandra Bruns. Unbescholtenen Fahrgästen vermitteln sie vielleicht auch ein subjektives Sicherheitsgefühl. Und objektiv haben sie schon oft dazu beigetragen, eine Straftat aufzuklären. Deutlich zurückgegangen seien die Schäden, die durch Zerstörungswut entstanden sind: zerkratzte Fensterscheiben, aufgeschlitzte oder vorsätzlich verdreckte Sitze.
Trotz aller Elektronik sind es oft genug aber auch menschliche Faktoren, die dazu beitragen, dass die Spannung aus brenzligen Situation heruntergeregelt werden kann. „Anfangs habe ich gedacht: Was soll der Quatsch?“, erinnert sich Leitstellen-Mitarbeiter Michael Neumann an ein erfolgreiches Fanprojekt der 1990er Jahre, als Straßenbahnen die Namen von Schalke-Spielern wie Olaf Thon, Jens Lehmann oder Marc Wilmots trugen. Genau so deeskalierend wirkt sich heute aus, wenn sich Straßenbahn- und Busfahrer im Schalke-Trikot ans Steuer setzen. Diese Solidarität wissen Fans zu schätzen. Sandra Bruns; „Das Geschäft mit den Fans nimmt zu. Haben wir früher 3000 bis 4000 Fans von Buer zur Arena transportiert, so sind es heute schon 6000.“