Serien-Start: Auf den ersten Blick unspektakulär, gibt die Halde Scholver Feld ihre Geheimnisse bei einer Wanderung preis – ein wertvoller Lebensraum
- Ein wenig versteckt liegt die „nur“ 40 Meter hohe Halde im Dreieck zwischen Altendorfer und Ulfkotter Straße
- Die Halde Scholver Feld ist das Einfallstor zur freien Landschaft im münsterländischen Raum
- Sie bietet zahlreichen - auch bedrohten - Tierarten eine sichere Heimat
Der Turmfalke dreht seine Runden, in Ermangelung großer Bäume auf der riesigen Wiese, rüttelt er immer wieder, bevor er sich in die Tiefe stürzt. Bei den ersten drei Versuchen scheint die Maus schneller zu sein. Eine mühsame Nahrungssuche für den braun-weißen Greifvogel; eine imposante Begegnung für den Wanderer auf Gelsenkirchens nördlichster und jüngster Halde „Scholver Feld“.
Mit 34 Hektar Grundfläche zählt die ein wenig versteckt liegende, „nur“ 40 Meter hohe Erhebung im Dreieck zwischen Altendorfer und Ulfkotter Straße zu den niedrigsten und jüngsten Halden Gelsenkirchens. Auf den ersten Blick eher unspektakulär, gibt sie ihre Geheimnisse bei einer Wanderung preis.
Optischen Gegenpol zur Halde Oberscholven
„Es ist das Einfallstor zur freien Landschaft im münsterländischen Raum“, sagt Detlef Müller, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde Gelsenkirchen.
Ein Landschaftsbauwerk, das von 1986 bis 1994 im bereits existierenden Landschaftsschutzgebiet angeschüttet wurde und einen interessanten optischen Gegenpol zu der höheren, kegelförmigen Halde Oberscholven bildet. „Ziel der Halde ist der Arten- und Biotopschutz sowie die extensive Naherholungsnutzung“, sagt Müller.
„Hier riecht es nach Raubtier.“ Müller stoppt. Schnuppert. Und tatsächlich: Der Duft erinnert an Kindheit, an den Besuch von Tiger oder Löwe im Zoo. „Hier hat ein Fuchs sein Gebiet markiert“, erläutert Müller.
Ein Platz für Nachtigall und Stieglitz
Auf dem Weg bergauf fehlt das ansonsten übliche Ruhrgebietsrauschen. Es wird übertönt vom Zirpen der Heuschrecken, Libellen und Grillen, die scheinbar millionenfach im Gras versteckt kommunizieren. „Das Zirpen ist ein Indikator für Leben“, sagt Detlef Müller. Sie locken Vogelarten an, die sich von den Insekten ernähren.
„Hier kann man die Nachtigall und den Stieglitz beobachten“, weiß er. „Aber auch die inzwischen seltenen Wiesenpieper und Feldlerchen finden auf den großen Flächen gefahrlose Brutflächen“. In Deutschland hat der Bestand der Lerchen zum Beispiel zwischen 1980 und 2005 um etwa 30 Prozent abgenommen, sie gilt als gefährdet, ist inzwischen auf der Roten Liste gelandet.
Bei guter Thermik kommt der Bussard
Nahrungstechnisch bietet die große Wiese mit ihrer wilden und farbenprächtigen Blütenpracht ein Schlemmerparadies für unterschiedlichste Vogelarten. Die Rauchschwalben aus den Pferdeställen am Fuß der Halde schauen oben gerne vorbei. Hummeln und Wildbienen umtanzen eine stachelige Karden-Familie. Ein blauer Wiesenfalter wärmt sich in der mittäglichen Sonne auf. Die in NRW in ihrer Population als gefährdet geltenden, wunderbar gezeichneten Schwalbenschwänze fliegen vorbei. Auf ihrem Flug von und in den Süden legen Krickenten, Gänse, Reiher und sogar Kraniche einen Stopp auf oder unterhalb der Halde ein.
„Heute ist die Thermik gut“, sagt Müller und weist Richtung Himmel. In gebührendem Abstand zu dem kleineren Falken zieht ein Mäusebussard, dieser majestätische Segler, seine Kreise.