Gelsenkirchen-Buer. Volker Steinfels wagt den Umstieg: Im Selbstversuch will der Berufskolleglehrer den Weg zur Schule auf dem Fahrrad schaffen und dabei Erfahrungen sammeln.
Tief im Osten, wo die Sonne erst vor kurzem aufgegangen ist, macht sich Volker Steinfels startklar. 26 Kilometer liegen zwischen seinem Wohnort Recklinghausen und seinem Arbeitsplatz Hans-Schwier-Berufskolleg im Nordwesten Gelsenkirchens. Macht mit dem Auto vielleicht 30 Minuten und ist mit dem Fahrrad einen Selbstversuch wert.
Bis zum Ferienbeginn will der 52 Jahre alte Lehrer alle Höhen und Tiefen dieser Strecke abstrampeln und – bei positiver Bilanz – Werbung bei Kollegen und Schülern für den gelegentlichen oder auch regelmäßigen Umstieg aufs Zweirad machen.
Um kurz nach sechs hat er den Hauptbahnhof Recklinghausen erreicht, gegen kurz vor acht will er die Heege erreicht haben. Die eine Packtasche ist gefüllt mit Akten, Büchern und allem, was ein Lehrer für den Unterricht benötigt, die andere enthält eine zweite Garnitur Pullover und Jacke, sicherheitshalber hat er noch einen Rucksack angelegt, den wasserdichten Regenschutz nicht zu vergessen. Radfahren im Alltag braucht professionelle Vorbereitung und einen steten Blick auf die Wettervorhersage.
Rechts ab auf die Zechenbahntrasse
„Es ist ganz schön frisch“, stellt Steinfels zu Beginn der Tour fest. Das liegt am frühen Start, aber auch am Fahrrad, das über eine akkuelektrische Unterstützung verfügt. Sie schafft das Pedalieren zwar nicht ab, aber das Schwitzen. Am Wall entlang, hinterm Rathaus vorbei, die Herner Straße runter und kurz vor der Bahnüberführung rechts ab auf die alte Zechenbahntrasse Richtung Herten: So geht’s immer in Richtung Westen, auf weiter Strecke auf Asphalt, manchmal sogar leicht bergab. Über Hochlar und Disteln erreicht Steinfels das Zechenareal Schlägel und Eisen, Westerholt rückt näher. Zwar müssen immer wieder Straßen überquert werden, die Trasse selbst verläuft fern vom Straßenverkehr. Nur ab und zu kommt ihm ein Radler entgegen, fürs Gassigehen ist es Hundehaltern zu früh.
An der Langenbochumer Straße in Westerholt findet die „Allee des Wandels“ ihr vorläufiges Ende, Volker Steinfels und der Autoverkehr müssen sich den Verkehrsraum wieder teilen. Am Schloss vorbei, dann am Rand der Westerholter Straße entlang: Buer rückt in den Blick. An der Goldbergstraße in Höhe des Busbahnhofes wird es knifflig, weil der Radweg fehlt. Volker Steinfels wählt die Straße, ignoriert den Linksabbieger-Pfeil, fährt geradeaus auf den Goldbergplatz. Die Straßenbahn öffnet ihre Türen. Sie links zu überholen, wäre zu riskant. Rechts blockieren Schülerinnen und Schüler die fußläufige Fläche an der Haltestelle.
Ziel erreicht ohne Stress und Muskelkater
Vielleicht ist es ratsamer, bei der nächsten Tour den Weg über Erle-, Linden-, Akazienstraße, Freiheit und Buer-Gladbecker-Straße zu wählen. Für Volker Steinfels keine Frage: Die Kurskorrektur wird sofort ausprobiert. Umwege sind mit dem Pedelec kein Problem.
Gegen 7.35 Uhr hat Steinfels das Berufskolleg erreicht, ohne Stress und ohne Muskelkater. Zeit genug, das Rad sicher in der neuen Radstation abzustellen und im Lehrerzimmer noch einen Kaffee zu kochen.