Gelsenkirchen-Resse. . Der Starkregen der vergangenen Wochen sorgt in der Landwirtschaft Föcker in Resse als einzigem Erdbeer-Anbauer im Norden Gelsenkirchens für drastische Ernte-Ausfälle. Das Treibhaus-Klima begünstigt Pilzbefall auch bei Kartoffeln.
Rot sind sie – nicht mehr, eher schlammgrau. Ob sie süß schmecken, mag Landwirt Michael Föcker vom Eckermannshof in Resse gar nicht erst probieren. Nur saftig ist ein Großteil seiner Erdbeeren nach dem Starkregen der letzten Tage, wenn auch in einem anderen Sinne, als er es gerne hätte: Sturzbachartige Niederschläge von bis zu 70 Litern pro Quadratmeter haben dem einzigen Erdbeerpflanzen-Anbauer im Stadtnorden den Hauptteil der Ernte buchstäblich verregnet und für Einbußen von bis zu 90 Prozent gesorgt.
„Die Früchte standen teilweise eine halbe Stunde lang unter Wasser, das sind ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Pilzen. Zu retten ist bei diesen Pflanzen nichts mehr“, ärgert sich Föcker. Seine Familie baut an der Böningstraße auf einer Fläche von 2,5 Hektar Erdbeeren an. Ein 0,5 Hektar großes, höher gelegenes Areal ist kaum betroffen und wird ab Freitag für Selbstpflücker wieder freigegeben; aber die größere Fläche in Hanglage ist geradezu überflutet worden – ernten konnte er dort nur einen Tag: 80 bis 90 Prozent der Ernte seien vernichtet.
Einbußen bei Kartoffeln
Ob auch bei der Kartoffelernte Einbußen zu befürchten sind, ist noch unklar. Bislang konnten Föckers die überfluteten Äcker noch nicht befahren. „Tatsache ist aber, dass ein Teil der Pflanzen komplett unterspült wurde und nun ohne Erde freiliegt. Die betroffenen Kartoffeln werden dann grün und unbrauchbar“, berichtet Föckers Vater Josef, Inhaber des Bauernhofs.
Besonders fatal sei das „Treibhausklima“ der vergangenen Wochen, wie er sagt, eben jene Mischung aus hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme. Sie schaffe ideale Bedingungen für die Krautfäule, die nur über Pflanzenschutzmittel in den Griff zu bekommen sei. Fünf bis zehn Prozent von Föckers Pflanzen auf den zehn Hektar großen Kartoffelanbau-Flächen seien bereits davon betroffen.
Getreideähren knicken um
Auch das Getreide leide unter den Wassermassen, so Hubertus Hölscher, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins. Er spricht für 50 Mitgliedsbetriebe aus dem gesamten Stadtgebiet, die Mehrzahl davon im Stadtnorden. „Die Sturzbäche spülen die Böden aus, so dass die Versorgung mit Nährstoffen nicht mehr optimal ist. Problematischer ist aber, dass Getreideähren sich mit Wasser vollsaugen, zu schwer werden und abknicken. Da ist dann nicht mehr viel zu ernten.“ Er fürchtet auch beim Getreide Qualitätseinbußen durch die erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten.
Nur Mais und Gras lieben Regen
Derzeit seien noch keine Ernteeinbußen zu erwarten, „aber wenn dieser Starkregen noch vier Wochen anhält, sieht das schon anders aus“, so Hölscher weiter.
Einzig Mais und Gras schätzten das Wetter. „Diese Pflanzen wachsen hervorragend“, so Hölscher. Um Gras, wie üblich im Juni, zu schneiden und zu Heu zu verarbeiten, sei allerdings mindestens eine Woche kräftige Sonne nötig. „Sonst lässt sich das nicht völlig durchgetrocknete Gras nur zu Sillage verarbeiten. Pferdebetriebe müssen dann Heu zukaufen.“