Im Emscherbruch bauen Mitarbeiter der Biologischen Station Nisthilfen für Schlangen. Die Population im Gelsenkirchener Süden soll gestärkt werden. Vor allem im Hinblick auf die Renaturierung der Emscher.
Man riecht es. Schon von weitem. An der Ostseite des Ewaldsees hat Niels Ribbrock von der Biologischen Station im Kreis Recklinghausen Mist abkippen lassen. Die Ladung eines kleinen Lastwagens stinkt in Ufernähe vor sich hin und wartet darauf, verteilt, nein, sogar kunstvoll drapiert zu werden.
Unter den kritischen Blicken von Timo Schwidder, Garten- und Landschaftsbauer bei der Biologischen Station, greifen Tim Hardes und Lea Roehnert zur Mistgabel und schichten: Mist, kleinere Baumstämme und Heu zu einem etwa ein Meter hohen Haufen. „Ringelnattern lieben das verrottbare Material“, weiß Niels Ribbrock. An vier Stellen in Ufernähe bauen die Naturschützer den Schlangen neue Brutstätten – vier Hotels, sozusagen – für die bevorstehende Eiablage. „Wir wollen die Schlangen ein bisschen unterstützen“, sagt Ribbrock.
Größte Population in NRW
Im Emscherbruch, südlich der Autobahn A 2 rund um den Ewaldsee, aber auch an anderen Wasserstellen in der Nähe der Deponie, leben zwischen 50 und 100 dieser ungiftigen Schlangen. Damit ist es eine der größten Populationen in Nordrhein-Westfalen. „Wenn 2020 die Renaturierung der Emscher abgeschlossen ist, hoffen wir, dass sich auch dort ein paar Tiere ansiedeln“, sagt Dirk Janzen, Teamleiter Ökosysteme beim RVR.
In diesen Tagen kriechen die grauen Nattern mit der runden Pupille aus ihren Winterquartieren. Wanderer haben mit etwas Glück die Chance, jetzt die scheuen Tiere beim Sonnen am Fuße eines Baumes zu beobachten. Ende März bis Mitte April beginnt die Paarungszeit. Eiablagen erfolgen dann bis zum Sommer. Die kleinen, dann etwa fünf Zentimeter großen Schlangen entschlüpfen von Ende Juli bis zum Herbst.[
20 bis 30 Eier
„Im Emscherbruch finden die Tiere kaum geeignete Flächen zur Eiablage“, weiß Ribbrock. Denn obwohl die Tiere Wasser lieben, darf die Stelle nicht feucht sein. Verrottbares Material, das Wärme produziert ist bei ihnen beliebt. Und so hoffen Ribbrock und Janzen, dass die Tiere ihre neues Hotelangebot annehmen.
Ringelnattern kommen nämlich nur kurz vorbei, legen ihre 20 bis 30 kleinen weißen Eier ab und überlassen den Rest der Natur. „Das Hotel kann von mehreren Weibchen genutzt werden“, sagt Ribbrock. Und hofft darauf, dass die Tiere im nächsten Jahr erneut das Hotel mit Eiern beliefern.
Ein wunderschöner Anblick
Die Ringelnatter, die meist grau ist, kann man gut von der giftigen braunen Kreuzotter unterscheiden. „Die Natter hat eine runde Pupille, die Otter im Gegensatz eine kleinere, die wie ein senkrechter Strich wirkt“, so Ribbrock. „Sie ist für den Menschen völlig ungefährlich, ein wunderschöner Anblick.“