Gelsenkirchen-Buer. Michael Weiser bedauert das Ende von Sinn-Leffers in Buer nicht wirklich. Sein Argument lautet: Großflächiger Textileinzelhandel funktioniert heute nicht mehr.
. Das Aus für Sinn-Leffers am Standort Buer kam mit Ansage. Dennoch sorgte diese Nachricht für eine Überraschung, weil damit klar wurde: Der Textilhändler gibt nach 32 Jahren beide Häuser auf. Überrascht zeigt sich auch Michael Weiser als Vertreter der Eigentümerfamilie, der die Immobilien Hochstraße 7 und Hochstraße 2-4 gehören. Die öffentliche Kritik, sich nicht ausreichend für die Belange der buerschen Innenstadt engagiert zu haben, weist er zurück.
Besonders geärgert hat er sich über Klemens Wittebur. Der Vorsitzende der SPD Buer-Mitte I und Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Nord hatte gefordert, dass sämtliche Etagen des Damenhauses wieder von einem Textilhändler belegt werden müssten. Michael Weiser: „Wer so etwas fordert, verkennt die Tatsache, dass in Innenstädten wie Buer Textileinzelhandel in seiner bisherigen Form nicht mehr zu betreiben ist.“
Für großflächigen Textileinzelhandel kämen nur noch große Häuser infrage. „Aber selbst C&A und P&C gehen heute nicht mehr in die dritte oder vierte Etage“, weiß Weiser. Und ergänzt: „Das ‘Alles unter einem Dach’ funktioniert nicht mehr.“ Wenn ein Händler von der Kinder- über Jugendmode über die Wünsche der mittelalten Frau bis hin zur modebewussten Seniorin alles im Angebot vorhalten wolle, bekomme er ein Problem: Er könne immer nur einen Teil des Sortiments anbieten und damit auch nur einen Teil der Kundschaft zufrieden stellen. Warum funktioniert dann ein so großes Textilkaufhaus wie Baltz in Bochum? Michael Weiser: „Weil Herr Baltz Eigentümer dieser Immobilie ist.“
Konzentration auf wenige Segmente
Für Buer sieht er eine Chance in der Konzentration auf ein Segment. „So wie es Carola Theiß gemacht hat“, spielt Weiser auf die ehemalige Hertie-Filialleiterin an, die sich an der Domplatte mit Lederwaren und Heimtextilien selbstständig gemacht hat.
Das Herrenhaus Hochstraße 7 werde jetzt im Erdgeschoss entkernt, so dass dorthin die Drogeriemarktkette dm umziehen und sich vergrößern könne. Eröffnungstermin: September, spätestens November. Für die weiteren Etagen seien Büroräume und Wohnungen vorgesehen für Senioren, die mobil und nicht auf Unterstützungsbedarf angewiesen seien. Nachzuweisende Parkplätze könnten in einer Tiefgarage entstehen. Weiser: „Die Zufahrt kann dann über die alte Warenannahme erfolgen.“ Bis Juli, August werde er Genaueres wissen, erst danach wolle sich die Familie mit der Nachfolge für das Haus Hochstraße 2-4 beschäftigen. Aber auch dort sei eine Nutzung aus kleinteiligem Einzelhandel, Büros und Wohnungen vorstellbar.
Keine Einigung über Sicherheiten
Dass mit einem langjähriger Mieter wie Sinn-Leffers keine Einigung über eine Vertragsverlängerung erzielt worden sei, bedauert Weiser nicht wirklich: „Wir haben zweieinhalb Jahre verhandelt. Da kann man uns nicht vorwerfen, dass wir uns nicht für Buer engagieren. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren brauchen wir Sicherheiten. Und die wollte man uns nicht geben. Denn letztlich geht es um den Erhalt der Firma Weiser.“