Nach zwanzig Jahren im Dienst des Erler Krankenhauses wurde Dr. Jan-Niclas Freiherr von Verschuer am Freitag verabschiedet. Neue Chefärztin der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie wird Dr. med. Astrid Rudel. Sie ist seit Januar in Erle tätig.

Fast auf den Tag genau 20 Jahre stand Dr. Jan-Niclas Freiherr von Verschuer als Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Elisabeth-Krankenhaus vor. Schon im Januar hatte er den Staffelstab abgegeben an Dr. Astrid Rudel. Am Freitag wurde ersterer offiziell verabschiedet und letztere begrüßt.

„Ich gehe mit mehr als nur einem weinenden Auge“, so von Verschuer. „Es war eine super Zeit. Der Mitarbeiter-Stamm ist hervorragend.“ Leichter gemacht habe es ihm, eine Woche mit seiner Nachfolgerin zusammen gearbeitet zu haben. „Sie hat eine Art, die einfach klasse ist. Sie wird einiges verändern, aber gewisse Strukturen beibehalten, so dass das Niveau der Abteilung weiterhin hoch bleiben wird.“ Jan-Niclas Freiherr von Verschuer prägte insbesondere die Strukturen und die Arbeitsweise. In seiner Zeit als Chefarzt entwickelte sich die Psychiatrie von einer stigmatisiertenzur gesellschaftlich anerkannten Medizin, öffnete sich und ging auf die Menschen zu.

Sohn eines Essener Nervenarztes

Eine Entwicklung übrigens, mit der sich der künftige Privatier weiterhin beschäftigen will: „Ich habe vor, meine subjektiven Erfahrungen zur Entwicklung der Psychiatrie niederzuschreiben“, so der Literatur-Liebhaber, der nun auch selbst schreiben will. Zumal er in der Psychologie bereits frühe Einblicke hatte: „Ich bin der Sohn des damals einzigen Nervenarztes in Essen“, erzählte er lachend, dass die Profession in der Familie liegt.

So ist es auch bei seiner Nachfolgerin, Astrid Rudel. Ihre Mutter war bereits Psychiaterin. „Ich habe schon früh gedacht, für diese Menschen will ich etwas tun“, erinnerte sich die neue Chefärztin. Ein Motiv, das sie bis heute leitet. „Ich möchte Menschen erreichen, die die Hilfe nicht suchen.“ Die gebürtige Münsteranerin sammelte in ihrem Berufsleben auch Erfahrung in der Forensik. Auch das prägte: „Dort wird deutlich, dass viele Menschen vorher keinen Zugang zu Hilfe haben und dann straffällig werden.“ Somit möchte Astrid Rudel auch Präventionsarbeit leisten.

Neue Angebote in Erle schaffen

An ihrer neuen Wirkungsstätte im Elisabeth-Krankenhaus möchte die Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie neue Angebote schaffen. Zunächst sollen Geriatrie und Gerontopsychiatrie enger zusammen arbeiten, zum Beispiel im Hinblick auf Demenz und Depressionen. Perspektivisch kann sich die Medizinerin auch vorstellen, ambulante Angebote wie Paartherapien anzubieten. „Das Einbeziehen vom Lebenspartner spielt für mich in der psychiatrischen Therapie eine große Rolle. Das ist ein wichtiger Schwerpunkt meiner Arbeit.“