Gelsenkirchen-Buer. . Der Heimat auf der Spur war Dr. Gerd Escher, Vorsitzender des Heimatvereins Buer, schon immer gerne. Was ihn aber genauso interessiert, ist: seiner Heimat für die Zukunft auf die Sprünge zu helfen – engagiert im Ton und alles andere als konfliktscheu.

Der Heimat auf der Spur war er schon immer gerne als Nachfahre einer Familie, deren ältester Vorfahre aus Scholven 1275 urkundlich erwähnt wird. Was aber Dr. Gerd Escher, Vorsitzender des Vereins- für Orts- und Heimatkunde Buer, mindestens genauso interessiert, ist: seiner Heimat für die Zukunft auf die Sprünge zu helfen – engagiert im Ton und alles andere als konfliktscheu. „Ein Konzept der Stadt, Buer als zweites Zentrum Gelsenkirchens zu erhalten und auszubauen, ist nicht erkennbar“, fordert er Leuchttürme zum Vorteil der Gesamtstadt.

„Die Fusion der beiden Amtsgerichte im Stadtsüden, forciert von der Stadt und nicht vom Land, hat Buer ebenso geschwächt wie die Verlagerung des Finanzamts nach Erle“, plädiert Escher (78) für eine Strategie, „das Potenzial Buers besonders in Richtung Vest und südliches Münsterland deutlich mehr auszuschöpfen“. Buer lediglich als Wohnstadt zu entwickeln – etwa auf dem Goldberg oder an der Kinderklinik – greife zu kurz. „Wir müssen mehr aus der Kulturmeile machen. Das Alleinstellungsmerkmal des Museums in Bezug auf die Kinetik ist viel zu wenig bekannt. Auch der Umbau der Schauburg in ein Kultur- und Kinocenter muss endlich angepackt werden“, spricht er sich für die Weiterentwicklung seiner Heimat aus.

Deren Geschichte zu kennen, sei Voraussetzung dafür, die Zukunft zu gestalten. „Deswegen ärgere ich mich auch so, wenn Kommunal- oder Landespolitiker etwa kaum etwas über die Umstände wissen, unter denen Buer und Gelsenkirchen 1928 fusionierten. Oder wenn sie mir rundweg ins Gesicht sagen: ,Ich habe nichts gegen Buer. Buer ist mir einfach egal!’“

Einsatz für Rettung von Schacht 2

Vielseitig interessiert und weitgereist: Dr. Gerd Escher, hier in seinem Arbeitszimmer.
Vielseitig interessiert und weitgereist: Dr. Gerd Escher, hier in seinem Arbeitszimmer. © Funke Foto Services

Den Vorwurf mancher Kritiker, „die“ Bueraner seien borniert und hielten sich für etwas Besseres, weist er zurück. „Es geht nicht um Arroganz, sondern um ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl und den Willen zur Selbstständigkeit, der sich historisch erklären lässt“, verweist der Physiker, zuletzt bis 1997 im Vorstand von Veba Oel, auf rund 450 Jahre Selbstverwaltung der alten Freiheit Buer. „Buer ist in Gelsenkirchen der einzige Ort mit dieser Tradition, darauf sollte man Rücksicht nehmen!“

Initiator öffentlicher Debatten

Dass Escher dies umsetzt, versteht sich von selbst: Er ist (Mit-)Herausgeber etlicher heimathistorischer Veröffentlichungen, verfasste Aufsätze für die vom Heimatverein herausgegebenen Beiträge zur Stadtgeschichte zum Thema Zusammenschluss von Buer, Gelsenkirchen und Horst zur neuen Stadt Gelsenkirchen-Buer (1928) und recherchierte die Entwicklung vom Hydrierwerk Scholven zur Ruhr-Oel-Raffinerie.

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Heimatvereins initiierte er Podiumsdiskussionen mit über die Rolle von Buer in der Gesamtstadt, brachte aber auch Projekte mit auf den Weg, wie die jüngste Rhododendron-Bepflanzung auf dem Alten Friedhof an der Mühlenstraße. Auch für die Rettung des Förderturms Hugo machte er sich persönlich und finanziell stark. Und: Immer wieder meldet er sich mit offenen Briefen zu Wort – wie zuletzt an die NRW-Landesregierung und OB Baranowski, in dem er die Zusammenlegung der Amtsgerichte im Stadtsüden massiv kritisiert.

„Wir müssen Stärken stärken und Schwächen ausgleichen, das Gießkannenprinzip ist wirklich kontraproduktiv“, will Escher weiter unbequem bleiben.