Vor fast sieben Jahren hat das städtische Umweltamt die Böden in Gelsenkirchen auf Quecksilber analysieren lassen. Neuere Daten liegen nicht vor. „Der Boden hat ein Gedächtnis“, sagt Claudia Baitinger, Sprecherin des Landesarbeitskreises Technischer Umweltschutz beim BUND.
125 Kilogramm Quecksilber soll das Eon Kraftwerk im Jahr 2013 laut einer Studie des Instituts für Ökologie und Politik (Ökopol), die die Grünen-Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben hatte, ausgestoßen haben (die WAZ berichtete). Laut dem europäischen Schadstoffregister „PRTR“ lagen die Werte in früheren Jahren noch höher. 2012 waren es 144 Tonnen und im Jahr 2007 sogar 471.
Seitdem ist einiges passiert in Scholven: Ende 2014 wurden drei Blöcke abgeschaltet. „Zur Zeit sind noch zwei Blöcke am Netz“, sagt Sigrun Rittrich, Sprecherin der Bezirksregierung in Münster. Und erklärt: „Alle Grenzwerte wurden eingehalten.“
Grenzwerte werden kritisiert
Wobei BUND, Greenpeace und andere Umweltorganisationen die Grenzwerte kritisieren. 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft sind in Deutschland erlaubt. „Die EU arbeitet an neuen Grenzwerten“, erklärt Rittrich. Allerdings: Für alte Kraftwerke werden neue Grenzwerte nicht unbedingt angewandt. „Ältere Kraftwerke haben alte Grenzwerte“, so Rittrich.
Laut einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie von Peter Jennrich und Fritz Kalberlah vom Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe in Freiburg aus dem Jahr 2015 können schon geringe Quecksilbermengen im Körper in Kombination mit anderen Schwermetallen gravierende Gesundheitsschäden hervorrufen. „Trotz der in den letzten Jahrzehnten eingeführten Grenzwerte gehe die Belastung des Menschen nicht zurück“, so die beiden Autoren.
„Der Boden hat ein Gedächtnis“, sagt Claudia Baitinger, Sprecherin des Landesarbeitskreises Technischer Umweltschutz beim BUND. Doch wo dieses Gedächtnis schlummert, das kann keiner wirklich sagen. Denn abhängig von möglichen Winden, ihrer Stärke und Richtung, können die Emissionen des Eon-Kraftwerkes vielleicht sogar bis Emden fliegen.
Bodenmonitoring
Im Rahmen des Bodenmonitoring hat das Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Böden auch im Umfeld von Eon Untersuchen lassen. „Danach liegen in einer ungefähren Ausdehnung von 20 km in Ost-West und 10 km in Nord-Südrichtung insgesamt ca. 270 Bodenproben, für die Quecksilbergehalte ermittelt wurden“, sagt Lanuv-Sprecher Peter Schütz. „Die Quecksilbergehalte fast aller Proben liegen unter 0,5 Milligramm pro Kilogramm Boden.“
Stadtsprecher Martin Schulmann spricht von „ausgesprochen positiven Ergebnissen“. 2009 hätte das städtische Umweltamt Proben im gesamten Stadtgebiet genommen. „Alle Daten liegen deutlich unter den Grenzwerten des Bodenschutzgesetzes und sind völlig unauffällig“, so Schulmann.