Gelsenkirchen-Erle. Der Wagen für das Stadtprinzenpaar in Gelsenkirchen widmet sich ganz der bergmännischen Geschichte des Reviers. Doch hinter dem Ruhrgebiets-Gefühl steckt jede Menge Arbeit für den großen Karnevalsumzug in Gelsenkirchen-Erle
Seilfahrt. Die Räder des Fördergerüstes beginnen sich zu drehen. Ein liebevolles Detail, das die Wagenbauer der Erler Funken sich haben einfallen lassen für den Wagen des Stadtprinzenpaares. Zwar können sich nur zwei von vier Seilscheiben drehen, aber das reicht, meint Wagenbaumeister Franco Labusch.
„Da ist ein Scheibenwischermotor drin mit 12 Volt. Das funktioniert“, verrät er, wie einer seiner Mitarbeiter, Lothar Jansen, diesen kleinen Gag umsetzte. Viele Zechentürme hatte man fotografiert für den so aufwendig gearbeiteten Wagen. „Eigentlich hatten wir Consol als Vorbild nehmen wollen. Aber dann wäre der Wagen zu hoch geworden.“ Jetzt sind es schon 4,30 Meter – das Maximum.
Wahrzeichen der Heimat
Dass der Prinzenwagen sich ganz der Bergbaugeschichte widmet, war Wunsch des Stadtprinzenpaares. Vor allem der Prinzessin. Für sie sind die Fördertürme die Wahrzeichen der Heimat, von der sie am Münchner Wohnort so weit entfernt ist (die WAZ berichtete). Für sie ist die Aufschrift auf dem Fördergerüst eine Herzensangelegenheit: „Wir sind das Ruhrgebiet“.
Hinter so viel Heimatgefühl verbirgt sich jede Menge Arbeit. Schon im August fingen die Wagenbauer an. „Allein die Seilscheiben aus Sperrholzplatten auszusägen, das hat drei Tage gedauert“, so Labusch. Vom Boden des Wagens aus führt eine dekorative kleine Treppe zu den Seilscheiben. Sie ist aufwendig aus Draht gearbeitet.
Eine Menge kleinen Details
Und wer genau hinsieht, findet eine Menge solcher kleinen Details. Monatelang waren Stichsäge und Akkubohrer die meist gebrauchten Werkzeuge hier in der alten Eisenbahnhalle. Immerhin, durch das milde Wetter war die fast immer warm. Damit hat es nun ein Ende. Trotzdem wird ab dem heutigen Montag fleißig weiter gearbeitet. Denn der Wagen für das „große“ Prinzenpaar ist zwar fast fertig, der für den Nachwuchs jedoch noch nicht.
Hier liegt auch in diesem Jahr der Mehraufwand für die Erler. Wer die Prinzenpaare stellt, muss zwei Wagen bauen. Der zweite, verrät Franco Labusch, werde „kindgerecht“. Eine Burg ist schon zu sehen. Der gibt eine Fototapete ihr steinernes Aussehen. „Die haben wir im Baumarkt gefunden.“ Da war Franco Labusch in den letzten Monaten Dauergast. „Ich habe bestimmt 50 Tage hier gearbeitet – und war dafür über 100 Mal im Baumarkt.“
Hilfe vom Schrotthändler
Nicht ganz einfach war es, ein Fahrgestell für den zweiten Wagen zu leihen. Am Ende half Schrotthändler Sackenreuther aus. „Das Problem war ja einen Wagen zu finden, der hier so lange stehen bleibt, dass wir daran dauerhaft arbeiten können.“ Eben erst hat sich auch eine Zugmaschine gefunden, die den Wagen am Rosenmontag über die Cranger Straße zieht. Damit können sich die Wagenbauer endlich ganz entspannt der Fertigstellung widmen, bis beide Wagen am 23. Januar vor Ort feierlich vorgestellt werden. „Manchmal denkt man, es ist schon schade“, sagt Franco Labusch. „Da arbeitet man so viele Monate und nach nur drei Stunden Rosenmontagszug ist alles vorbei. Aber wenn sich die Menschen freuen, entschädigt das für alle Mühen.“