Gelsenkirchen-Buer. Anderthalb Wochen blieb der Rathausturm in Buer stumm. Nach der Reparatur des Glockenschlags ist die Zeit wieder zu hören.

Dem Glücklichen schlägt keine Stunde: Wenn das richtig ist, was der Volksmund so sagt, dann müssen Bueraner in den vergangenen Tagen ziemlich zufriedene Menschen gewesen sein. Denn die Uhr im Turm des Rathauses blieb über mehrere Tage stumm.

Aber Glück ist meist nur von kurzer Dauer: Seit Mitte der Woche ist der Glockenschlag zu jeder Viertel- und zu jeder vollen Stunde wieder in Ordnung.

Die aufwendige Reparatur des Motorantriebs wurde hoch über den Dächern von der buerschen Metallbaufirma Doppelfeld ausgeführt. Metallbauer Mike Becker: „Am Anfang lautete die Meldung: Der Glockenschlag ist zu leise.“ Der Versuch, zunächst nur eine Aufzugsfeder im Getriebe zu reparieren, führte nicht zum gewünschten Ziel. Stattdessen musste der Motor, der den Bolzen bewegt, der gegen die „Viertelstunden“-Glocke schlägt, komplett ausgebaut und ausgetauscht werden. „Der Motor stammt vermutlich aus den 1950er Jahren. Das Baujahr war auf dem Schild kaum noch zu erkennen“, berichtet Becker.

Feinarbeit unterm Turmhelm

Nach anderthalbwöchiger Feinarbeit unterm Turmhelm stellte sich dann heraus, dass die Ursache für den verhaltenen Anschlag der Glocke offenbar in einer deformierten Motorwelle lag. Der Zahn der Zeit hatte mit seiner mechanischen Wucht daran offenbar so sehr genagt, dass sie jetzt gegen eine neue Welle ausgetauscht werden musste. Ausbau, Austausch, Wiedereinbau, Überprüfung und Justierung nahmen mehrere Tage in Anspruch, so dass der erste Glockenschlag nach der Reparatur am vergangenen Mittwoch wieder zu hören war.

Signal steuert Uhren und Glocken

Die beiden Elektromotoren, die die Schlägel der beiden Glocken auslösen, stehen in Verbindung zu den Uhrwerken, die die Zeiger an den vier Seiten des Rathausturmes drehen. Ein Funksignal sorgt dafür, dass alle vier Uhrwerke auch synchron geschaltet werden, zur „Sommerzeit“ ebenso genau wie zur Mitteleuropäischen Zeit, die noch bis zum kommenden Frühjahr gilt.

Die letzte größere Reparatur im Rathausturm liegt jetzt knapp vier Jahre zurück. Kurz nach dem Jahreswechsel von 2011 auf 2012 waren zwei Uhren ins Straucheln geraten. Die Zeiger auf der Westseite hatten ihre Bewegung ganz eingestellt, auf der Nordseite waren sie in unregelmäßigen Abständen um mehrere Minuten ihrer Zeit voraus. Damals wurde die Firma Korfhage und Söhne mit der Reparatur beauftragt. Sie ist seit Generationen bekannt für den Bau von Turmuhren und Glockenspielen – und hat ihren Sitz in Buer. Nicht in Westfalen, sondern bei Melle in der Nähe von Osnabrück.