Gelsenkirchen-Resse/Hassel/Erle. . Eingeschlagene Fenster, niedergetretene Sicherungszäune: Der Vandalismus an den geschlossenen Kirchen St. Bonifatius in Erle und St. Theresia in Hassel nimmt neue Ausmaße an. Für St. Bonifatius wurde jetzt ein Wachdienst engagiert.

Steine zu schleppen für den Bau der St.-Hedwig-Kirche gegenüber: Für Hildegard (81) und Hermann Gerner (87) am Uteweg in Resse war das 1959 eine Selbstverständlichkeit. 56 Jahre später sind eben diese Steine nur noch Schutt: Das Gotteshaus wurde in den vergangenen Tagen abgerissen, um Platz zu schaffen für eine Wohnbebauung. Aber auch, um dem Vandalismus ein Ende zu machen, der der Eigentümer-Pfarrei St. Urbanus an mehreren Standorten immense Kosten verursacht – etwa bei den geschlossenen Kirchen St. Bonifatius in Erle und St. Theresia in Hassel.

„Da wurden bei allen drei Gotteshäusern Fenster eingeworfen; Unbekannte haben in St. Bonifatius die Sicherungszäune umgestürzt und niedergetrampelt, sind in die leerstehenden Wohnungen dort eingebrochen und haben sie verwüstet“, berichtet Propst Markus Pottbäcker.

Großer Bahnhof beim Eröffnungstag der St.-Hedwig-Kirche im August 1959: Ganz Resse war auf den Beinen.
Großer Bahnhof beim Eröffnungstag der St.-Hedwig-Kirche im August 1959: Ganz Resse war auf den Beinen. © ANB

Tempo beim Abriss

Während die Pfarrei in Sachen Abriss der St.-Hedwig-Kirche aufs Tempo drückte, sieht sie sich bei St. Bonifatius gezwungen, einen Wachdienst zu beauftragen, „bis eine Firma die Sicherungsmaßnahmen umgesetzt hat.“ Schließlich stehe die Pfarrei in der Verantwortung zu verhindern, dass sich Kinder oder Jugendliche an eingeworfenen Fenstern verletzen.

„Kein Unrechtsbewusstsein“

Auch in St. Theresia muss das Gelände immer wieder gereinigt, müssen eingeschlagene Fenster ausgetauscht werden. „In der Kirche werden Bilder, Altäre und Bänke aus den geschlossenen Gotteshäusern gelagert. Da müssen wir weitergehenden Vandalismus unbedingt vermeiden.“ Dort seien nicht strafmündige Kinder und Jugendliche erwischt und von der Polizei nach Hause begleitet worden. „Aber die haben offenbar kein Unrechtsbewusstsein, und so fängt es immer wieder von vorne an.“ Deshalb appelliert der Propst an die Nachbarn der geschlossenen Kirchen, aufmerksam zu sein und gegebenenfalls die Polizei zu rufen.

Die Nachnutzung von St. Theresia und St. Bonifatius ist weiterhin ungeklärt. „Für die Erler Kirche verhandeln wir schon länger mit Interessenten, unterschrieben ist aber noch nichts. Für St. Theresia hat sich noch niemand gemeldet.“

Zahlreiche Ehrenamtliche halfen beim Bau der St.-Hedwig-Kirche Ende der 1950-er Jahre mit. Oben auf dem Wagen: Hildegard und Hermann Gerner, die schon damals am Uteweg wohnten.
Zahlreiche Ehrenamtliche halfen beim Bau der St.-Hedwig-Kirche Ende der 1950-er Jahre mit. Oben auf dem Wagen: Hildegard und Hermann Gerner, die schon damals am Uteweg wohnten. © ANB

Neubebauung

In St. Hedwig stehen die Zeichen derweil auf „Wohnen mit Segen“: Wie berichtet, will die Projekt Rhein Ruhr GmbH aus Buer dort auf einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern neun freistehende Einfamilienhäuser und vier Doppelhaushälften errichten. Nicht nur Dieter Helbing (59), Schwiegersohn von Hildegard und Hermann Gerner, wird sich damit arrangieren müssen. „In der St.-Hedwig-Kirche wurden wir 1986 getraut, auch unsere Kinder wurden dort getauft. Da ist es schon komisch, dass es das Gotteshaus auf einmal nicht mehr gibt.“