Mitten im urbanen Raum zwischen Gelsenkirchen und Herten entsteht eine Oase für Flora und Fauna: Blindschleichen und Kreuzkröten, Grasfrösche, Reiher und Orchideen haben sich dort angesiedelt. Ein wunderbarer Platz für Naturbeobachtungen
„Was ist der Grund dafür, dass die Moorfrösche verschwunden sind?“ Unser Leser Edgar Treiser hatte sich auf Fotosafari in den wilden Emscherbruch begeben. Und dort vor drei Jahren Massen an braunen Fröschen beobachtet. Auf seinen Erkundungstouren in diesem Jahr fand er nur noch vereinzelt liebeslustige Amphibien. Nun sorgt er sich um den Bestand der kleinen knurrenden und grunzenden Tierchen.
An dieser Stelle müssen wir zunächst Aufklärungsarbeit betreiben: Moorfrösche gab und gibt es im Emscherbruch nicht. „Wir haben dort jede Menge Grasfrösche“, sagt Detlef Müller, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde bei der Stadt Gelsenkirchen. Sie sind braun wie die Moorfrösche, gehören beide zur Gattung der Echten Frösche.
Reiher rotten Frösche nicht aus
Die positive Nachricht: Die Grasfrösche sind immer noch da. „Die Populationen treffen sich im Frühjahr an unterschiedlichen Stellen“, sagt Peter Schütz, Sprecher des Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen). „Die Reiher sind nicht in der Lage, die Froschgesellschaften auszurotten.“
Das war die Sorge von Edgar Treiser. Er hatte in diesem Frühling nur vereinzelte Frösche entdeckt. „Ich konnte aber einen Graureiher beobachten, der – wenn auch in anderer Absicht als ich – auf Frösche aus war. Sicherlich geht die schwache Anwesenheit von Fröschen aber nicht auf das Konto seines Appetits.“
Blindschleichen gesichtet
Geht es wirklich nicht, obwohl die Reiher-Kolonie rund um den Ewaldsee beachtlich gewachsen ist. „Frösche gehören nicht bevorzugt in das Beutespektrum von Reihern“, erklärt Detlef Müller. „Die werden eher von Füchsen, Madern und Bussarden gefressen“.
Erfreut ist Müller auch darüber, dass im Emscherbruch neuerdings auch Blindschleichen wieder auftauchen. Die „Echse ohne Beine“, die in die Gattung Schleichen gehört, wird immer häufiger gesichtet. „Sie kommt bei feuchtem Wetter mal raus“, sagt Müller. Er geht davon aus, dass zur Zeit etwa fünf Blindschleichen rund um den Ewaldsee ein neues Zuhause gefunden haben.
Eine Landschaft wie im Donaudelta
Im Waldgebiet zwischen Herten und Gelsenkirchen wird’s immer lebendiger. An der südlichen Grenze, im Randbereich zur Zentraldeponie haben die Naturschützer auch die ersten Kreuzkröten gesichtet. Im Schilfbereich des Holzbaches wurden sogar die ersten Zwergtaucher beobachtet. „Die Landschaft dort ist wunderschön“, schwärmt Detlef Müller. „Mit ein bisschen Fantasie kommt man sich vor wie im Donaudelta“. Der Emscherbruch wird wieder Wildnis, mitten im urbanen Raum.
Dazu trägt auch bei, dass sich heimische wilde Orchideen wieder rund um den See angesiedelt haben. Die genauen Standplätze mag Müller nicht verraten. Er befürchtet, dass Wanderer zum Spaten greifen und die faszinierenden Pflanzen mit ihren vielfältigen Formen und Farben ausbuddeln und in den heimischen Garten tragen. Bitte nicht, kann man da nur sagen: Denn die meisten Arten sind vom Aussterben bedroht.